Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wie gehst du mit den Leuten um, die dir keinen Vorteil bringen? Hat mich jemand gefragt. Leute, die mir keinen Vorteil bringen. Gibt's die? Eigentlich habe ich von allen irgendwie einen Vorteil. Die Kollegen, die Bekannten und Freunde- wenn ich freundlich bin und für sie hilfreich, sind sie es wahrscheinlich auch für mich. Und das ist von Vorteil. Für die Karriere, fürs Ansehen, für die Sicherheit. Als in den letzten Wochen unsere Bundeskanzlerin in den Überschwemmungsgebieten war, um Hilfe und Solidarität anzubieten, hieß es oft: das macht sie nur, weil sie daraus für sich einen Vorteil erhofft. Bei der nächsten Wahl. Das ist möglich, muss aber nicht sein. Denn wie jemand wirklich tickt, das wird deutlich an denen,  von deren Umgang man persönlich keinen Vorteil hat.
Jesus war ständig umgeben von solchen Leuten. Blinde, Lahme, Halsabschneider, Huren. Damals waren diese Minderheiten nur unwillig geduldet, wenn nicht sogar ausgestoßen. Mit ihnen zu tun zu haben, konnte fürs eigene Ansehen sogar gefährlich sein. „Ein Freund der Sünder und Huren"- den Ruf hat Jesus dann auch bei der damaligen Elite gehabt. Nicht gerade vorteilhaft.
Warum war ihm der Umgang mit diesen Leuten wichtig? Die ihm persönlich eher geschadet als genützt haben?
Warum gab es in den Flutgebieten Leute, die sich Urlaub genommen haben, einfach mal so. Um Sandsäcke zu füllen, Keller leer zu pumpen, kaputte Möbel nach draußen zu schaffen. Warum hat eine junge Mutter eine Facebookseite gegründet, um den vielen freiwilligen Helfern zeigen zu können, wo sie dringend gebraucht werden? Was für einen Vorteil haben sie gehabt- für sich persönlich?
Ich glaube, sie haben nur einen Vorteil davon gehabt: zu spüren, wie erfüllend es ist, etwas zu tun, das einfach nur gut ist. Zu spüren, wie schön es ist, einzutauchen in einen Geist von Solidarität und Großzügigkeit. Das Gefühl für ein größeres Ganzes.
Jesus hat sich ständig mit Leuten umgeben, die ihm persönlich keinen Vorteil gebracht haben. Weil mit ihnen es am hellsten aufscheint- die Vision von einer anderen, menschlicheren Gemeinschaft. Siehe, hat Jesus gesagt, das Reich Gottes, es ist mitten unter euch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15488
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