SWR2 Wort zum Tag

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Die Freundin ist voller Sorge um einen schwerkranken Freund. In ihrer Not schreibt sie an Teilhard de Chardin, den priesterlichen Partner. Seine Antwort im tröstenden Brief ist bezeichnend. Er schreibt: „Ihre Liebe zum Leben ist eine gesunde und großartige Kraft, und Sie müssen diesen Geist des Widerstandes gegen die physischen Minderungen eifersüchtig bewahren, der Ihnen hilft, mit dem Übel fertig zu werden." Christen sind Protestleute gegen den Tod, denn sie glauben an jene Fülle des Lebens, die Gott selbst ist und schenkt. Ihr Glaube ist erfüllt vom Geist der  Auferstehung und des Aufstands. Für fast alle Menschen ist der Tod schlicht eine Kränkung und wie eine Ohrfeige. Wer könnte sich damit abfinden? Vor jeder Ergebung kommt der Widerstand. Teilhard betont :„Wir müssen mit all unseren Kräften gegen den Tod kämpfen, denn das ist unsere wesentliche Pflicht als Lebende". Aber dann fügt er hinzu, und das ist die christliche Pointe: „Derart das Leben lieben und uns derart ihm anvertrauen, das Leben umarmen, und uns selbst durch den Tod hindurch in es hinein stürzen - das ist die einzige Haltung, die Sie zu beruhigen und Sie zu stärken vermag: Irrsinnig das Größere als man selbst lieben. Alle Vereinigungen, vor allem mit einem Größeren, bringen eine Art Sich-selber-sterben mit sich. Der Tod ist nur annehmbar, wenn er den (physisch notwendigen) Übergang zu einer Vereinigung darstellt - die Bedingung einer Metamorphose." 

„Irrsinnig das Größere als man selbst lieben" - diese Antwort des Jesuiten überzeugt und bewegt mich. Spürbar ist das Österliche  an dieser Spiritualität. Da wird die Not nicht schön geredet und weggetröstet,  förmlich offensiv wird mit der Sterblichkeit umgegangen. Alles steht im Zeichen göttlicher Wandlung und österlicher Zuversicht. Es herrscht jener Heilige Geist, der von Jesus ausgeht - und der hat den Tod in sich und hinter sich. Der vermittelt jenes österliche Leben,  das uns  endlich - wortwörtlich „endlich"   - leben lässt,. „Komm Heiliger Geist, der Leben schafft „  und den Mut gibt, irrsinnig das Größere  als man  selbst zu lieben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15425
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