SWR3 Gedanken

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„Oh, jetzt knutschen die schon wieder", motzt unser Sohn dieser Tage bei einer Trauung. „Ich geh nachher in Deckung." Ich grinse und erinnere mich, wie es bei mir war
Ich war 11, da habe ich zum ersten Mal gedacht: „Bitte nicht umarmen." Mein Opa steht vor der Tür. Ich strecke ihm steif die Hand hin. Aber Opa lacht nur, umarmt mich fest - bis heute rieche ich sein „Old Spice" - und drückt mir einen Schmatzer auf. Und das mit seiner Reibeisenhaut.
Doch, ich habe meinen Opa geliebt. Aber als ich halb erwachsen war, ging es mir wie unserem Sohn heute manchmal: „Küssen verboten!" Das habe ich bei so manchen Onkels und Tanten gedacht „nein, nicht umarmen". Besonders wenn man mir dazu noch mit einem spuckbefeuchteten Taschentuch... Lassen wir das. Denn Umarmen ist ja was Wunderbares. Und meist tun wir es freiwillig. Knuddeln Babys und Kinder. Küssen den Ehemann oder die Freundin. Das tun sogar Pubertierende gern.
Eine Umarmung sagt: Ich mag dich, bin dir nah, bin bei dir. „Er lief, umarmte und küsste ihn", heißt es in der Bibel. Der Vater umarmt den verlorenen Sohn. Ich bin für dich da, sagt er damit, ganz gleich was geschieht. Ich liebe dich. Wem immer Sie das mal wieder zeigen wollen - bei der Trauung, zum Familienfest oder einfach so. Tun Sie´s. Knuddeln und knutschen sie alle, die sie lieben. Außer denen, die zeigen „bitte nicht".

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