SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Hööörst du mich?" ruft es, als ich am fliederlilablühenden Spielplatz bei mir um die Ecke vorbeigehe. Ich dreh mich um. Vor mir ein Hintern, der Mann dazu gebückt vor einem Trichterförmigen Etwas. Weit auf der anderen Seite ein Junge, den Kopf halb im Trichter vor ihm. „Hörst du, Papa?"
Sie kennen vielleicht diese Sprechrohre, die unterirdisch verbunden sind: Flüstertelefone. „Hör mal, Hallo", ruft es da ständig. Und der andere antwortet. Meistens. „Papa, hier rein sprechen", ruft der Kleene. Doch Papa kapiert´s nicht. Sein Sohn schaut theatralisch nach oben, als wollte er sagen „Himmel, hilf". Ich muss grinsen, denn so geht es mir auch manchmal. Und nicht nur mir.
„Papa, Mama, hör doch!" So rufen wir von klein an, wollen gehört werden. Auch von dem da oben. „Höre mich, Gott", rufen Menschen schon in der Bibel immer wieder. Und Gott hört. Aber nicht immer. Manchmal scheint der Vater im Himmel auch einer zu sein, der einem den Hintern zudreht. Fast wie jener am Spielplatz. Doch der Sohn gibt nicht auf. „Papa, hier rein", zeigt er und endlich klappt´s. "Jaa, ich hör Dich, schrei nicht so", flüstert er in den Trichter. Na also. Immer weiter rufen, dann werde ich gehört - hoffentlich auch von Gott. Und das nicht nur am Flüstertelefon.

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