SWR3 Gedanken

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Ein Bäcker hat drei Söhne. Einer davon wird Bäcker und hat drei Söhne. Von denen wird wieder einer Bäcker - und bekommt - na was schon, drei Söhne. Das flutscht eben wie beim Brezelbacken. Nein, kein Witz: Diese drei Generationen gibt's in Weimar. Gerade war ich wieder in Thüringen, meiner letzten Wahlheimat. Und da habe ich sie auch besucht, die Weimarer Bäckerei Rose.
Seit Jahrzehnten werden dort Brötchen und Brote gebacken. Mit richtigem Sauerteig. Wie selten ist das denn inzwischen, duftendes, kerniges Brot? Keine klebrige Brezel und kein bleiches Backshop-Teil.
„Unser täglich Brot gib uns heute", so beten Christenmenschen. Denn Brot bedeutet Leben - all das haben, was man zum Leben braucht. Doch viele Menschen haben kein Brot. Wir schon. 300 Sorten, weltweit die meisten. Aber Bäckereien haben wir kaum noch. Viele Familienbetriebe mussten Insolvenz anmelden. Denn es gibt an jedem Eck Backshops oder Back-Factorys. Fabrikbrot, schnell gemacht, selbst eingetütet, schön billig und - schlecht.
„Unser täglich Brot gibt uns heute". Brauchen wir hunderte Billig-Sorten? Muss jedes 5. Brot im Müll landen? Wie lernen wir es wieder schätzen? Ich freue mich jedenfalls immer, wenn ich beim Bäcker Rose vorbeikomme. Dann beiße ich rein: in ein echtes Brot, säuerlich und knusprig. Dafür zahle ich gern ein paar Cent mehr. Auch, damit Bäcker weiter Söhne bekommen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15417
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