Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Patchworkfamilie ist keine Erfindung von uns Heutigen.
Sie ist so alt wie die Menschheit
und es gibt sie schon in der Bibel.
Wir dürfen sie uns also ganz unaufgeregt anschauen.
Sie ist ein Stück Normalität menschlichen Zusammenlebens
Von Anfang an.
Darf ich Ihnen heute Morgen
Herrn Laban vorstellen,
Jakobs Onkel.
Der hat 2 Töchter.
Die eine ist schön,
die andere Lea.
Jakob will natürlich Rahel, die Schöne, das Juwel.
Und er arbeitet dafür 7 Jahre.
Weil der Onkel Laban das so will.
Nach den 7 Jahren ist endlich Hochzeit.
Und Hochzeitsnacht.
Und die große Ernüchterung.
Es liegt die falsche Frau im Bett.
Laban grinst und sagt: das musste sein, lieber Jakob,
schau mich bitte nicht so an,
Lea ist nun mal die Erstgeborene,
die muss zuerst unter die Haube.
Aber keine Sorge,
du bekommst die andere noch dazu.
Vorausgesetzt, du arbeitest noch mal 7 Jahre.
Die Frauen selber werden überhaupt nicht gefragt.
Die werden einfach wie ein Besitz der Männer verteilt.
Steht so in der Bibel, obwohl das ja am Anfang der Schöpfung
so nicht vorgesehen war.
Da sollten beide noch gleichermaßen Gottes Abbild sein.
Alles vergessen. Alles vorbei.
Jedenfalls Jakob hat jetzt zwei Frauen.
Die Rahel, heißt es, liebt er sehr.
Die Lea nicht.
Mit beiden schläft er aber.
Sexualität und Liebe gehen auch damals schon nicht Hand in Hand.
Die ungeliebte Lea bekommt Kinder,
die geliebte Rahel keine.
Das bedeutet für die damalige Gesellschaft
ein nicht hinnehmbarer Makel.
Als Lea bereits 4 Söhne hat,
greift Rahel zu ein Mittel,

das heute verboten,
im damaligen Orient aber legitim ist.
Sie nimmt eine Leihmutter, eine Sklavin,
die ihr als Magd zugewiesen ist
und legt sie dem Jakob ins Bett.
Bilha, so heißt sie die Leihmutter, bekommt 2 Söhne für Rahel.
Lea ihrerseits,
eigentlich ohne Not,
denn sie hat ja bereits 4 Söhne,
macht es aber genauso
und schickt ihre Magd ins Ehebett.
Silpa bringt daraufhin auch noch 2 Söhne zur Welt.
Wer blickt da noch durch?
Ist schwer jedenfalls.
Aber es zeigt:
Die viel zitierte PatchworkFamilie ist so alt, wie die Menschheit.
Jakob schläft mit mindestens 4 Frauen
Und hat zusammen von ihnen 12 Söhne.
Die Bibel macht an der Stelle nicht einmal den leisesten Versuch,
die Erzväter und Mütter irgendwie ideal und vorbildlich darzustellen.
Sie sind keine Vorbilder,
sie sind Abbilder ihrer Zeit.
Menschen mit List und Lust
mit Schild und Schuld.
Nichts Neues unter der Sonne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15407
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