SWR2 Wort zum Tag

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So fragt einer Jesus in einer spannenden Szene, die das Johannesevangelium erzählt. Sie beginnt mit einer großen Enttäuschung. Jesus hat gepredigt und wurde von Vielen nicht verstanden. Es sei eine „harte Rede“ gewesen, meinen sie murrend. Sie sind ihm bisher gefolgt, haben viel von ihm für ihr Leben erwartet. Jetzt wenden sie sich enttäuscht von ihm ab. Jesus sieht es und fragt die zwölf Jünger: Wollt ihr auch weggehen? Ihr Sprecher, Simon Petrus, antwortet mit seiner Frage: Herr, wohin sollen wir gehen?
Wohin sollen wir gehen? Wohin soll ich gehen? Was ist mein Weg? In so manchen Lebenssituationen ist das die Frage: bei der Berufswahl, bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes, bei der Entscheidung für einen Menschen, immer wieder bei einem schweren Verlust, im Leid, durch das sich alles im Leben verändert hat. In solchen Lebenssituationen ist die Frage, wohin man gehen soll, unabweisbar. Aber ist sie nicht die Grundfrage, die uns das ganze Leben begleitet, auch wenn sie uns nicht immer umtreibt? Ist es nicht die Frage nach dem, worauf wir uns im Leben verlassen, woran wir uns halten können und woran sich unser Handeln orientieren soll? Einer hat gemeint, mit dieser Frage sei es manchmal wie mit Glocken in einer fremden Stadt. Man hört zwar ihr Läuten, aber man weiß nicht, wo sie hängen. Man weiß oft nicht, wo die Frage nach dem Weg und die Antwort auf sie ihren Ort haben.
Petrus war damals überzeugt, diesen Ort gefunden zu haben. Herr, wohin sollen wir gehen? fragt er. Und fügt hinzu: Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes. Er will nicht weggehen. Er hat Antwort auf seine Frage bei Jesus gefunden. Der ist den Weg des Menschen gegangen ist und hat sie gesucht. In seinen Worten, auch wenn die manchmal hart klingen, hat Petrus gehört, was trägt und Leben schenkt: eine Liebe, die Menschen mit ihren Fragen, ihren Zweifeln, ihrem Versagen nicht lässt, die sie aber auch in Anspruch nimmt und in immer neuen Anfängen zum Lieben befähigt. Darum bekennt er sich mit den anderen zu Jesus mit dem Satz: Du bist der Heilige Gottes. Das ist ein eigenwilliger Ausdruck für Jesus und bedeutet: Du gehörst ganz zu Gott, aber durch dich ist Gott auch ganz da für uns. So bekennt Petrus auf seine Weise, dass er bei Jesus gehört hat, was dem Leben bleibenden Halt und Orientierung gibt.
Und wenn mich Jesu Worte nicht oder nicht mehrerreichen? Dann kann ich weiter fragen: Wohin soll ich gehen? Und kann hoffen, dass Jesus nach mir fragt, mich nicht aufgibt, wieder zu mir spricht und mich - wie die Jünger damals - durch seine Worte bei sich festhält.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1539
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