SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Der 2. Juni der Internationale Hurentag oder der International Sex Worker´s Day. In den 70er Jahren haben sich über 100 Prostituierte in Lyon verbarrikadiert. Der Staat wollte die Damen aus dem öffentlichen Leben und damit in den Untergrund vertreiben. Aus Protest haben die Frauen eine Woche lang gestreikt und eine Kirche besetzt. Finde ich stark!
Die Bibel ist ein super Buch. Fast kein Thema, zu dem sie nicht klar Stellung bezieht. Auch zu den Rechten von Prostituierten. Jesus ist beim Gelehrten Simon zum Essen eingeladen. Sie setzen sich gemütlich an den Tisch und plötzlich betritt eine Frau den Raum. Simon ist entsetzt. „Was will die denn hier?" Die Frau ist eine stadtbekannte Hure. Sie lässt Simon links liegen und stellt sich hinter Jesus. Sie weint. Dabei fallen ihre Tränen auf seine Füße. Sie bückt sich und trocknet sie mit ihren Haaren ab. Dann küsst sie die Füße und reibt sie ein.
Simon ist fassungslos und fragt sich, ob Jesus denn gar keine Ahnung hat, wer diese Frau ist. Jesus spürt, was der Gelehrte denkt und sagt ihm auf den Kopf zu: „Lieber Simon, Du hast mir nicht den Staub von den Füßen gewaschen, Du hast mir nicht Dein kostbares Öl zur Verfügung gestellt. Die Frau hat das alles getan. Weil sie spürt, dass sie von mir geliebt wird, wie alle anderen auch." Dann verabschiedet Jesus sie mit den Worten: „Geh in Frieden!"
Es scheint fast so, als seien die Rechte von Prostituierten schon immer mit Füßen getreten worden. Das ist heute so, in den 70er Jahren und auch in der Zeit der Bibel. Die Frau in der Geschichte weint. Vielleicht würde sie ihr Geld lieber anders verdienen. Aber Jesus schaut nicht auf ihren Ruf oder den Job. Er setzt sich bedingungslos für diejenigen ein, die benachteiligt sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15388
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