SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen." (Lk 1,52) Ein schöner Satz für all die, die zu den Niedrigen gehören. Für all die, die unten stehen, die nichts zu sagen haben, über die die Mächtigen hinwegtrampeln, die die Macht und das Geld haben. „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen", Maria wird dieser Satz zugesprochen. Maria, die Mutter Jesu, die Mutter Gottes. Der Satz ist Teil eines großartigen Gebetes, des so genannten Magnificats. In diesem Text kommt die große Hoffnung des Volkes Israel zum Ausdruck: „Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen." (Lk 1,53f)

Will sagen: Gott lässt die Unterdrückten, die Opfer der Ungerechtigkeiten dieser Welt nicht im Stich. Der Tag wird kommen, da werden sie Gerechtigkeit erfahren und die Reichen werden leer ausgehen. Eine große Hoffnung, eine Vision, die auch schon die Propheten des Alten Testamentes immer wieder aufgezeigt haben. Der Evangelist Lukas stellt diesen Text ins erste Kapitel seines Evangeliums, seiner Geschichte über das Leben des Jesus von Nazareth. Damit will er von Anfang an klar machen, dass die Armen in der Botschaft von Jesus im Vordergrund stehen. Dass es ihm darum geht, Gerechtigkeit zu schaffen.

Nun ist Jesus am Kreuz hingerichtet worden. Für die, die an die Auferstehung nicht glauben können, ist er gescheitert wie so viele gute Menschen vor ihm und nach ihm. Und somit hat allem Anschein nach die Ungerechtigkeit mal wieder gesiegt. Und doch: Die Vision bleibt, die große Hoffnung - ausgesprochen von Maria, einer einfachen Frau aus dem Volk - ist einfach nicht kleinzukriegen. „Gott wird die Mächtigen vom Thron stürzen und die Niedrigen erhöhen. Die Hungernden werden beschenkt und die Reichen werden leer ausgehen."

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