SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Ich werde dich nie vergessen." Letzte Worte unter Freunden beim Abschied. Oft genug nur hohle Phrase, leere Worte. Vielleicht ernst gemeint in diesem Moment, damit die Trennung erträglich wird. Innerhalb kurzer Zeit aber vom Winde verweht. Ewige Treue. Verloren, vergangen, vergessen.
„In Gedanken bin ich bei dir." Aber wenn die Gedanken andere Wege gehen? Wenn neue Bilder, neue Gesichter, neue Erfahrungen die Gedanken in Anspruch nehmen? Wie weit trägt ein Treueversprechen? Wie verlässlich ist es, wenn die tägliche Berührung, der tägliche Kontakt fehlen?
„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Das waren die letzten Worte Jesu an seine Freunde, die Jünger. Letzte Worte, bevor er endgültig seinen Platz auf der Erde verlässt. Worte ewiger Treue inmitten eines großen Abschiedsschmerzes. Ob seine Freunde ihm geglaubt haben? Wie soll er bei ihnen sein, wenn er so weit weg ist? Wie soll das gehen?
„Siehe, ich bin bei dir alle Tage bis zum Ende der Welt." Mein Vater hat das nie gesagt. Vor vielen, vielen Jahren schon hat er seinen Platz auf der Erde verlassen. Und dennoch ist er in gewisser Weise bei mir. Ich weiß, was er sagen würde, was er denken würde, wie er urteilen würde.
„Siehe, ich bin bei dir alle Tage bis zum Ende der Welt." Hätte mein Vater diesen Satz gesagt, wäre es die lautere Wahrheit gewesen. Weil einer Beziehung, die so tief ist und über so viele Jahre gewachsen ist, keine Distanz der Welt ernsthaft etwas anhaben kann.
„Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Letzte Worte Jesu an seine Freunde. Auch an uns. Keine leeren Worte. Sondern eine Erinnerung daran, dass es Bindungen gibt, die tief im Herzen existieren. Wo ihnen weder Zeit noch Raum etwas anhaben können. Bis zum Ende der Welt.

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