SWR3 Gedanken

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Böse Zungen behaupten, das Christentum sei eine Religion für Verlierer. Was soll ich sagen? Gar nicht so verkehrt, was böse Zungen behaupten.
Die Menschen, die Jesus um sich geschart hat, waren keineswegs die von der Sonnenseite des Lebens. Die meisten waren Verlierer. Kleine Fischer, verachtete Zöllner, frustrierte Hausfrauen. Die sind ihm nachgelaufen. Und haben sich von ihm sagen lassen, warum sie Verlierer sind. Weil sie sich dazu machen lassen.
Denn wann ist ein Verlierer ein Verlierer? Wenn er an den allgemeinen Leistungsstandards scheitert. Und wer setzt diese Standards? Ganz bestimmt nicht der Verlierer. Der hat meistens ganz andere Qualitäten und Fähigkeiten vorzuweisen, als die allgemeinen Standards fordern. Die meisten sogenannten Verlierer scheitern nicht an sich selbst, sondern an anderen. Die anderes von ihnen erwarten, als sie zu leisten vermögen.
Diesen Menschen sagt Jesus, dass sie weniger auf die Standards als auf sich selbst gucken sollen. Was sie können, wozu sie imstande sind, wo ihre Fähigkeiten liegen. Die sollen sie stark machen und einsetzen. Und auf diese Weise Einfluss nehmen auf die allgemeinen Standards. Die viel zu oft viel zu viele Verlierer produzieren.
Vor Gott gibt es keine Verlierer. Sagt Jesus. Weil Gott jeden Menschen wunderbar gemacht hat. Was Menschen an anderen Menschen wunderbar finden, das steht auf einem anderen Blatt. Aber dieses Blatt kann man wenden. Jesus hat seinen Beitrag dazu geleistet. Und wir als Kirche versuchen das auch.
Wir versuchen, eine Lobby zu sein für Verlierer. Nicht mit dem Ziel, die Gesellschaft von gescheiterten Existenzen zu entlasten. Sondern mit dem Traum von einer Gesellschaft, in der keine Existenz scheitern muss. Mit dem Traum von einer Welt, in der jeder Mensch mit seinen Qualitäten und Fähigkeiten zum Zuge kommt. Und wenn die allgemeinen Leistungsstandards das nicht leisten, dann muss man die Leistungsstandards ändern. So gesehen ist das Christentum eine Religion für Gewinner.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15375
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