SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ich stehe daneben. Auf dem Schulhof. Und dennoch kann sich der kleine Lukas nicht beherrschen. Ein Tritt, ein Schubs - und schon liegt ein anderer Junge auf der Erde. Heulend und schmutzig rappelt der sich auf und sucht das Weite. Derweilen steht Lukas betreten da. Eigentlich hat er das gar nicht gewollt.
Aber dennoch ist es passiert. Der innere Schweinehund ist mit Lukas durchgegangen. Und jetzt tut ihm das alles furchtbar leid. Eigentlich kann er nicht verstehen, was ihn geritten hat. Eigentlich ist Lukas ein lieber kleiner Kerl, aber in ihm steckt offensichtlich noch so eine Art anderer Lukas. Den er nicht in den Griff bekommt.
Und das kenne ich. Ich kenne die liebe Dorothee und die fiese Dorothee. Ich kenne den inneren Schweinehund. Die andere Dorothee in mir, die Vorurteile hat, die einfach nur gewinnen will, der andere gleichgültig sind. Natürlich kenne ich die. Sie ist ein Teil von mir. So wie der innere Schweinehund vermutlich auch ein Teil von Ihnen ist.
Der innere Schweinehund erblickt mit uns das Licht der Welt. Und ab diesem Moment ist es unsere Aufgabe, ihn in den Griff zu bekommen. „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich." So sagt es der Apostel Paulus. Auch er kennt offensichtlich diesen inneren Schweinehund. Und allein hat er es auch nicht geschafft, ihn in den Griff zu kriegen.
Paulus hat sich Hilfe bei Gott geholt. Lukas bekommt Hilfe von Eltern, Lehrern und Freunden. Und manchmal ist das eigene Gewissen eine gute Hilfe. Hat ja auch alles irgendwie miteinander zu tun. Und am Ende ist es wurscht, wie man es schafft. Hauptsache, der innere Schweinehund wird nicht zum Höllenhund, sondern zum Schoßhund.

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