SWR4 Sonntagsgedanken

SWR4 Sonntagsgedanken

Es kann nur einen geben. Keine Frage. Darin sind sie sich einig - die drei großen Weltreligionen: Christentum, Islam und Judentum.
Gott ist einer. Und neben ihm gibt es keinen anderen. Man kann Gott nicht aufteilen in verschiedene Götter, die am Ende vielleicht sogar noch miteinander in Konkurrenz stehen.
Das wäre eine sehr menschliche Vorstellung von Gott. Der Glaube an eine „himmlische" Welt mit vielen Göttern gehört der Vergangenheit an.
Nein, Gott wäre nicht Gott, wenn es neben ihm noch einen anderen gäbe. Das passt nicht zu Gott. Es kann nur einen geben, der Gott ist.
Und doch bekennen wir Christen Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wir sind getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Und jeden Sonntagmorgen beginnen die Gottesdienste im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Also doch drei Götter, wie es manche den Christen vorwerfen? Nein, nur ein Gott ... und doch drei. Wie soll man das verstehen?
Darüber haben sich durch die Jahrhunderte Gelehrte den Kopf zerbrochen. Wirklich erklären konnten sie das auch nicht. Aber sie haben ein Wort dafür gefunden: Drei-einig-keit Das Geheimnis Gottes in einem Wort.
Und das feiern die christlichen Kirchen heute an diesem Sonntag: das Fest der Dreieinigkeit. Gott ist einer und doch hat er sich uns gezeigt als Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Drei-einig-keit. Eigentlich ein Un-Wort. Aber mir fällt auch kein besseres dafür ein.
Drei-einig-keit. Nein, wirklich verstehen kann ich das auch nicht. Drei ist nicht eins und eins ist nicht drei.
Aber muss ich ein Geheimnis mit meinem Verstand begreifen?
Ich kann ihm auf die Spur kommen, ja. Ich kann sogar Spuren entdecken, die es mir leichter machen, das Geheimnis der Dreieinigkeit zu verstehen.
Solche Spuren begegnen mir an vielen Stellen. Ein paar Beispiele sind mir eingefallen:
Ich erfahre das eine Wasser in drei verschiedenen Zuständen: als kalten, festen, gefrorenen Eisklotz, als frisches, sprudelndes Wasser oder als heißen Dampf.
Fest, flüssig oder gasförmig. Es ist dasselbe Wasser und doch sind es drei verschiedene Erscheinungsformen.
Oder: Der eine Raum, in dem ich lebe, besteht aus drei Dimensionen: Länge, Breite und Höhe. Die eine Zeit aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Drei und doch eins.
Der eine Mensch ist Körper, Seele und Geist. Zur Liebe gehört: einer, der liebt, einer, der geliebt wird, und die Liebe selbst. Und Vater, Mutter und Kind machen eine Familie. Drei und doch eins.
In der Musik gibt es den Drei-Klang: Der erste, dritte und fünfte Ton bilden den Akkord, der dann als der eine Dreiklang erklingt.
Beweise sind das keine. Aber Spuren sind es, die mir das Geheimnis des dreieinigen Gottes anschaulich machen.

Heute feiern die christlichen Kirchen das Fest der Dreieinigkeit. Sie machen sich dabei bewusst: Gott ist einer. Und er hat sich uns gezeigt als Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Zugegeben. Für die meisten spielt dieses Fest heute keine große Rolle. Weihnachten, Ostern, ... vielleicht noch Pfingsten. Ja! Damit können viele noch was anfangen. Aber das Dreieinigkeitsfest?
Wenn es dieses Fast nicht gäbe, würde da etwas fehlen? ... Ich meine: Ja, es würde etwas fehlen. Nicht nur etwas, sondern alles. Wie ich darauf komme?
Nun. An den anderen großen christlichen Festen feiern wir, was Gott getan hat.
An Weihnachten, dass er Mensch geworden ist, zu uns gekommen ist auf die Erde. In einem Stall in Bethlehem, erzählt die Bibel.
An Karfreitag und Ostern, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, dass er den Tod überwunden hat.
An Pfingsten, dass Gott Menschen mit seinem Geist bewegt und die Kirche entstanden ist.
Heute am Dreieinigkeitsfest aber feiern wir nicht die großen Taten Gottes, wir feiern Gott selbst.
Da geht es weniger um die Frage: Was hat Gott für mich getan? Vielmehr darum, wer dieser Gott ist, an den ich glaube.
Von Gott reden viele. Gott ist ein großes Wort. Es kann alles Mögliche heißen. Doch wer ist dieser Gott?
Mir hilft da das Bekenntnis zu dem einen Gott, der mir als Vater, Sohn und Heiliger Geist begegnet.
Ich glaube an Gott den Vater. Ich glaube, ich bin geschaffen, gewollt und gehalten von einer Wirklichkeit, die mehr ist als meine eigene Welt.
Deshalb muss ich den Sinn meines Lebens nicht selbst machen. Gott hat mich geschaffen, damit ich leben kann. Das ist für mich Sinn genug.
Und ich glaube an Gott den Sohn. Gott ist nicht weit weg im Himmel geblieben, sondern ist auf die Erde gekommen. Weil ich Gott nicht egal bin. Weil er sich für mich als Mensch interessiert.
In Jesus ist Gott selbst Mensch geworden. Ganz einer von uns. Mensch bis zum Äußersten, bis zum Tod.
Deshalb glaube ich, Jesus war mehr als ein vollmächtiger Prophet und mehr als ein großes Vorbild an Liebe und Gerechtigkeit. Jesus war Gott selbst.
Und heute ist und wirkt Gott in uns und für uns durch seinen Heiligen Geist.
Gottes Geist weckt in mir das Vertrauen zu Gott. Macht mir Mut, wo ich ängstlich und verzagt bin. Schenkt mir Liebe ins Herz, auch zu Menschen, die mir das Leben schwer machen. Gibt mir Geduld und Kraft für diesen Tag. All das schenkt der Heilige Geist. So erfahre ich Gott auch in meinem Alltag.
Ich glaube an den dreieinigen Gott - an Gott den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Daran lasse ich mich erinnern - jeden Sonntag am Ende des Gottesdienstes: „Es segne und behüte dich, Gott der Allmächtige und Barmherzige, Vater, Sohn und Heiliger Geist."
Und darauf sag ich: „Amen - so sei es!"

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