SWR3 Gedanken

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Seit kurzem ist meine Tochter volljährig. Ein wichtiger Tag für sie und für mich auch. Ich bin jetzt kein Erziehungsberechtigter mehr, muss ihr keine Entschuldigungen oder anderes mehr schreiben. Das kann sie nun selber. Und sie, sie muss jetzt erst mal erspüren, was das heißt: Volljährig zu sein. Erwachsen. Verantwortlich zu sein für sich selbst und für andere. Gar nicht so einfach. Eine Lust kann das sein, klar, aber eben auch eine ziemliche Last. Dann nämlich, wenn es nicht gut läuft. Wenn ich etwa Fehler gemacht, anderen womöglich sogar geschadet habe. Seltsam, wie viele dann lieber nicht erwachsen sein wollen. Wie oft habe ich schon die Ausreden gehört, wenn etwas geschehen ist. All die Versuche, die Verantwortung abzuschieben. Auf die unglückliche Situation, die widrigen Verhältnisse. Im schlimmsten Fall auf die anderen.

Euer Ja sei ein Ja und euer Nein ein Nein. Steht sogar schon in der Bibel. Erwachsen sein heißt für mich nicht nur, seinen eigenen Kompass gefunden zu haben. Einen Maßstab dafür, was richtig und falsch ist. Was geht und was gar nicht. Es heißt auch, für die eigenen Erfolge wie Fehlleistungen die Verantwortung übernehmen zu können. Sich für Erfolge feiern zu lassen, dazu gehört nicht viel. Aber für Misserfolge oder gar Fehler einzustehen, das verlangt Format und Größe. Erwachsen, menschlich reif bin ich wahrscheinlich erst dann, wenn ich auch das beherrsche. Mit Lebensalter oder Körpergröße jedenfalls hat das nicht unbedingt zu tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15314
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