SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Heulend kommt er nach Hause. Dicke Tränen rollen über seine Wangen. Unter Schluchzen erzählt er mir, was passiert ist. Nur langsam kann er sich beruhigen. Aber irgendwann sind alle Tränen herausgeweint.
Ein letzter Seufzer noch. Er schnieft noch Mal ordentlich in das Taschentuch. Dann rennt mein Sohn wieder fröhlich zum Spielen nach draußen.
Ein paar Jahre ist das her, inzwischen. Aber mich fasziniert das immer noch. Wie kleine Kinder das können. Einfach den Kummer oder die Schmerzen aus sich herausweinen. Wie sie sich trösten lassen und ganz schnell wieder weiterspielen können, als wäre nichts gewesen.
Erwachsene tun sich damit oft ein bisschen schwer. Mit dem Herausweinen. Und mit dem unbeschwerten Weiterleben. Manchmal habe ich das Gefühl: Wir Erwachsene packen unsere Tränen viel zu schnell weg und verschließen sie in unserem Inneren. Wie Glaskugeln. Hart und kalt. Sich bloß keine Blöße geben.
Dabei wäre es doch so gut, sich hin und wieder diese Blöße zu geben. Weil es gut ist und gut tut. Oft kommt dann etwas, was vorher wie versteinert war, wieder ins Fließen.
Tränen weinen- das ist oft wie eine Reinigung. Dieses Wasser wäscht allen Kummer raus. Sodass er nicht in der Seele steckenbleibt.
„Selig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen." Hat schon Jesus gesagt (Lukas 6,21).
Mir macht das Mut, von den Kindern zu lernen. Lass dir Zeit fürs Weinen, lass dich trösten. Tief Luft holen. Seufzen, Befreit aufatmen. Und dann wirst du wieder lachen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15265
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