SWR3 Gedanken

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Einfach seinen Glauben leben! Was hier in Deutschland selbstverständlich ist, ist in anderen Ländern lebensgefährlich. Seyed hat es so erlebt. In seiner Heimat Teheran.
Gottesdienste werden dort in einem Wohnzimmer gefeiert. Heimlich - Denn es ist verboten, christlichen Glauben zu leben und einen anderen Gott als Allah anzurufen. Zwei Jahre lang ist alles gut gegangen. Dann hat der Geheimdienst Wind von der Sache bekommen. Hals über Kopf musste Seyed aus Teheran fliehen.
Seit ein paar Wochen nun lebt der junge Iraner hier bei uns in Trier - In der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Gleich am Sonntag nach seiner Ankunft kommt er in die Konstantin-Basilika. Nach dem Gottesdienst spricht er mich an. „Ich möchte endlich getauft werden." Sagt er. „Ich möchte meinen Glauben leben können. Ohne Angst."
Wir verabreden uns zu einem Gespräch. Und danach nimmt Seyed an einem Bibelkurs zur Vorbereitung auf die Taufe teil.
Nach einigen Wochen ist es soweit: Wir feiern die Taufe - von Seyed, und von sieben anderen Flüchtlingen aus dem Iran und aus Afghanistan.
Ich staune über den Mut und über die Ernsthaftigkeit von Seyed und von so vielen anderen. Für sie ist es nicht selbstverständlich, in der Bibel lesen zu können. Für sie wird es in ihrer Heimat lebensgefährlich, wenn sie sich taufen lassen. Wenn sie die Gemeinschaft suchen - mit Jesus Christus und seiner Gemeinde. - Und trotzdem: Sie gehen diesen Schritt, ganz bewusst.
Für Seyed ist die Taufe wie ein Geschenk: „Jetzt gehöre ich endlich wirklich dazu. Zur Gemeinde. Und die ist wie eine zweite Familie für mich." So sagt er das, als er wieder in den Gottesdienst kommt.
Wie gut, dass wir hier in aller Freiheit unseren Glauben leben können. Und auch in aller Freiheit die Religion wechseln können.
Allerdings, das Schicksal von Seyed macht zugleich deutlich: Es ist bitter notwendig, Religionsfreiheit konsequent einzufordern - und zwar überall auf dieser Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15264
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