SWR2 Wort zum Tag

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Die Evangelisten Markus und Matthäus erzählen eine bemerkenswerte Heilungsgeschichte. Darin lässt Jesus selbst sich korrigieren. Er lernt, dass Gottes Zuwendung alle Menschen umfasst und niemanden ausschließt. Er lernt die Lektion von der grenzenlosen Liebe Gottes ausgerechnet in der Begegnung mit einer Frau, die zu einem anderen Volk mit einem anderen Glauben gehört. Die Frau aus Kanaa war Heidin, und sie begegnet Jesus im Gebiet von Tyrus und Sidon. Sie bittet Jesus, ihre Tochter zu heilen, die lebensbedrohlich erkrankt war. (Mt 15,21-28; Mk 7,24-30)

Jesus kümmert sich zunächst nicht um die Bitte dieser Frau. „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt", erklärt er seinen Jüngern. Der Frau aus Syrien jedoch geht es um Leben und Gesundheit ihrer Tochter. Sie lässt sich nicht abweisen. Sie weiß es besser. Sie hält geduldig und unbeirrt daran fest, dass Gottes Liebe nicht an die Grenzen einer Nation oder Religion, oder überhaupt an eine Grenze gebunden sein kann. Und dass darum auch Jesu heilende Zuwendung zu ihrer Tochter die Grenzen seines Volkes überschreiten darf, ja muss. Deshalb bleibt sie hartnäckig. Schließlich sagt Jesus zu ihr: „Ja, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Und: „von dieser Stunde an" - so schließt die Erzählung, „war die Tochter geheilt."

Ausgerechnet eine heidnische Frau erinnert Jesus an die grenzenlose Güte Gottes. Markus und Matthäus erzählen diese Geschichte in ihren Evangelien. Das zeigt, wie gewichtig diese Frage von Anfang an im Leben der Gemeinden und Kirchen war. Das Evangelium Jesu steht auf dem Spiel, wenn Christen nicht zeigen, dass Gottes Liebe allen gilt, bedingungslos und ohne Unterschiede.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15245
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