SWR2 Wort zum Tag

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Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? So lautet die erste Frage des Heidelberger Katechismus, dessen 450jähriges Jubiläum in diesem Jahr begangen wird. Was soll man darauf antworten? Wann braucht man Trost? Und was tröstet dann?
Kürzlich gab es im Fernsehen eine Wissenssendung über das Herz. Es wurde berichtet, wie dieses Wunderwerk der Schöpfung funktioniert. Und dann wurde gefragt, ob es so etwas wie ein „zerbrochenes Herz" geben, ob man gar daran sterben kann. Zu meinem Erstaunen hat der Kardiologe auf die Frage nach dem zerbrochenen Herzen gesagt: Ja, das kann es geben, - wenn jemand untröstlich ist. Und er konnte auch schildern, was da im Körper geschieht und das Herz angreift. - Schlimme Erfahrungen haben nicht immer solche Folgen. Aber das Herz kann schwer werden, wie wenn ein Stein auf ihm läge, der alles, was trösten könnte, erdrückt. Man muss erst wieder empfänglich werden für Trost. Was tröstet dann? Das deutsche Wort Trost hängt mit dem Wortstamm treu zusammen. Ist es nicht so, dass das Herz wieder empfänglich und man getröstet wird, wenn man Treue erfährt? Wenn Menschen so zu einem halten, dass man spürt: Du bist mit deinem Schmerz nicht allein?
Du bist nicht allein - das erfahren in diesen Tagen Viele beim Kirchentag in Hamburg. Das Herz geht ihnen auf, wenn sie sehen, dass Tausende, vor allem junge Leute, gekommen sind, um nach dem Glauben und nach der christlichen Verantwortung in der Gesellschaft zu fragen. - Der Trost, den der Heidelberger Katechismus meint, ist allerdings umfassender als der Trost, den Menschen einander geben können. Er schließt auch die Situationen ein, in denen Menschen einander allein lassen müssen, in denen sie nicht helfen und sich nichts abnehmen können. Er umfasst das ganze Leben mit seinen Höhen und Tiefen, Zeiten des Glücks und Zeiten, in denen das Herz zu zerbrechen droht oder sehr schwer wird. Und er gibt Halt auch noch im Gedanken an den Tod.  Was ist also der einzige Trost im Leben und auch noch im Sterben? Der Heidelberger Katechismus antwortet: dass ich nicht mein, sondern meines getreuen Heilandes Jesu Christi eigen bin. - Ich gehöre zu ihm. Zu jemand gehören zu dürfen, ist tröstlich für alle Menschen. Zu Jesus Christus gehören, bedeutet: Er ist mit mir; er trägt mich mit seiner Treue; er wird mich auch noch im Tod auffangen. Er ist gekommen, damit ich hören und glauben kann:  Ich bin keinen Augenblick verlassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15220
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