Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Nach Ostern gibt es eine neue Mitte. Die „neue Mitte" war, vor gar nicht so langer Zeit, als politisches Schlagwort in aller Munde. In der „Mitte" wollte man sich treffen und zueinander finden. Als „neue Mitte" sollte sie für viele anziehend sein. Wahrscheinlich ist mir deshalb dieser Begriff eingefallen, als ich an die Zeit nach Ostern dachte und an die Menschen, die Jesus damals nachfolgten. Die Jünger brauchten dringend so etwas wie eine „neue Mitte". Für sie war ja eine Welt zusammengebrochen. Sie hatten gehofft, dass mit Jesus alles anders werden würde. Mit ihm zusammen wollten sie in einer neu gestalteten Welt leben. Als seine engsten Mitarbeiter wollten sie hautnah und an entscheidenden Positionen dabei mitwirken. Alles hatte auch darauf hingedeutet: das, was Jesus sagte und tat; wie er von Gott und der Zukunft des Reiches Gottes redete; sein grandioser Einzug in Jerusalem mit der Erfüllung alter, prophetischer Vorhersagen; und vieles andere. Alles lief auf die Bestätigung ihrer Vorstellungen und Erwartungen hinaus. Und dann das: Jesus war gestorben, gewaltsam umgebracht, öffentlich am Kreuz hingerichtet worden. Aus der Traum! Auch für sie. Ihre Mitte war weg! Danach sitzen sie zusammen, versteckt in einem Hinterzimmer, und blasen Trübsinn. Sollten sie sich so getäuscht haben? Wie geht's jetzt weiter? Was soll nun werden? Und während sie so dasitzen und ihren Gedanken nachhängen, ist plötzlich Jesus da, wieder da, einfach so. Klar, dass sie das nicht wahr haben wollen, glauben können. Das gibt's doch nicht. Doch Jesus spricht sie an, so wie sie es kannten: „Friede sei mit euch!"  Ja, ich bin's. Ich bin auferstanden, ich lebe. Genauer heißt es in der Bibel: „Da trat Jesus in ihre Mitte und sprach". Er trat in die Mitte, die vorher wie eine große Leere erschien, nachdem er nicht mehr da war. Jesus füllt diese Mitte wieder aus, wird erneut ihr Mittelpunkt, ihr Zentrum. Damals änderte das die Lage, die Stimmung, das Leben. Was vorbei und hoffnungslos schien, hat sich grundlegend gewandelt. Es konnte weitergehen, Es gab wieder eine Perspektive. Wir leben heute, wie die Jünger damals auch, in der Zeit nach Ostern. Jesu lebt! Darum kann das, wenn wir wollen, auch für uns Grundlage des Lebens sein. Eine „neue Mitte" ist da und uns angeboten. Wir können uns darauf einlassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15207
weiterlesen...