Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Gute Orte für alle" steht gut leserlich auf einem großen blauen Pappanhänger. Jeder Teilnehmer des Evangelischen Kirchentages in Hamburg findet einen solchen Anhänger in seiner Tagungsmappe. Er ist aufgefordert diesen Anhänger an einem Ort anzubringen, der für ihn ein „guter Ort für alle" ist. Gemeint sind Orte, an denen alle Teil haben können, wo sich alle wohlfühlen können. Menschen mit Behinderung, Gesunde und Kranke. Menschen mit viel und mit wenig Geld. Menschen, die fremd aussehen oder ganz vertraut, die eine bekannte oder eine fremde Sprache sprechen. Da gibt es zum Beispiel Rampen für Menschen mit Rollator, mit Kinderwagen oder Rollstuhl. Oder es gibt Hilfen für Menschen, die nicht gut hören oder sehen können. Wichtig ist: An guten Orten können alle teilhaben. Keiner wird, weil er irgendetwas nicht kann oder nicht hat, ausgeschlossen.

Ich bin mal gespannt, welcher der vielen Orte des Kirchentages die meisten blauen Pappschilder bekommen wird. Ob es die großen Hallen, bestimmte Kirchen oder aber kleine Gemeindesäle, Cafés oder besondere Plätze im Freien sind. Egal wo, ich glaube fest daran, dass ein guter Ort für alle nicht nur davon abhängt, ob die Architektur behindertengerecht ist. Genauso wichtig wie Rampen und Induktionsschleifen ist die Barrierefreiheit in den Köpfen der Menschen. Ein Ort ist dann ein „guter Ort für alle", wenn die Menschen, die sich dort treffen, ihre Unterschiedlichkeit nicht als Barriere sondern als Chance sehen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Alten und die Jungen sprechen oft eine ganze andere Sprache. Gut, wenn sie trotzdem oder gerade deshalb miteinander reden und lernen aufeinander zuhören. Was ist das für ein guter Ort, wenn Menschen mit viel und Menschen mit wenig Geld, sich gegenseitig ihre Geschichten erzählen, bei aller Unterschiedlichkeit vielleicht auch gemeinsames entdecken. Ich hoffe, dass es beim Kirchentag in Hamburg in den letzten Tagen viele gute Orte gegeben hat und die Teilnehmer darin bestärkt wurden, überall im Land gute Orte zu schaffen. Orte der Barrierefreiheit sowohl in der Architektur als auch in den Köpfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15202
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