SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Liebster Jesu, wir sind vier!" Selbstironisch hat manch einsamer Kirchenbesucher so schon umgedichtet. Eigentlich heißt es in dem Choral ja: „Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören". Aber wenn es dann wieder nur ein paar wenige sind, die den Weg zum Gottesdienst gefunden haben. Wenn wieder einmal nur ein knappes Dutzend Leute, versprengt in leeren Kirchenbänken sitzt, in viel zu großen Kirchenräumen - wer will da Resignation oder gar gelegentlichen Sarkasmus übel nehmen!

Ist der heutige Mensch überhaupt noch „liturgiefähig", so fragen sich deshalb die Fachleute der Kirche. Ist der heutige Mensch überhaupt noch dazu in der Lage: die Sprache des Gottesdienstes zu verstehen, seine Symbole und Riten.

Mancher reagiert wütend: „Sollen sie sich doch anstrengen!" Und wer wieder öfter an der Liturgie teilnimmt, wird auch schon wieder dazu fähig werden. Sprache und Riten des Gottesdienstes haben sich doch über Jahrhunderte bewährt - wie könnten wir sie einfach abschaffen!

Andere fragen: Müssen nicht eher die Sprache, die Symbole und Zeichen angepasst werden - an die Bedürfnisse und Möglichkeiten derer, die dann vielleicht auch wieder in den Gottesdienst kommen. Die Liturgie, so wie sie heute gefeiert wird, ist vielen einfach fremd geworden, alles zu kompliziert, unverständlich - uralt eben.

Seit Donnerstag findet im Erzbistum Freiburg eine Diözesanversammlung statt. Rund 300 Frauen und Männer aus den verschiedenen Gruppen, Verbänden und Institutionen der Kirche beraten darüber, welche Aufgaben und Themen für die Kirche künftig besonders wichtig sind.

Diese Versammlung beschäftigt sich deshalb natürlich auch mit dem Thema Gottesdienst. Wie wird dieser erlebt? Wie muss er gestaltet sein, damit er wieder attraktiver wird? Das Thema liegt vielen am Herzen.

Eine Bekannte erzählte mir jüngst von einer USA-Reise: Beim Gottesdienst in katholischen Gemeinden in den USA ist ihr vor allem eines aufgefallen: Häufig findet sich an der Tür ein Schild: „Hier sind alle willkommen". Und oft steht dazu noch jemand aus der Gemeinde an der Türe: Jeder und jede wird willkommen geheißen.

Dieses ausdrückliche „Hier sind alle willkommen" - das lässt sich natürlich leicht mit der besonderen Situation der Gemeinden in den USA erklären: Sie sind meist ein buntes Völkergemisch. Und unter ihnen sind auch viele, die eher am Rand der Gesellschaft stehen.

Dennoch, mir scheint es sehr hilfreich, erst einmal zu prüfen: Ob an unseren Kirchen und Gemeindetüren „Hier sind alle willkommen" steht oder stehen könnte. Wenn wir uns Gedanken machen, wie wir den Gottesdienst künftig gestalten sollen - treu gegenüber der Tradition, aber eben auch offen für die Bedürfnisse und Möglichkeiten des heutigen Menschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15194
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