SWR2 Wort zum Tag

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... aber die Kirche kann wieder wachsen

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hat einmal gesagt: „Es fehlt der Kirche nicht an Geld. Und es fehlen der Kirche auch nicht die Gläubigen. Was der Kirche aber wirklich fehlt, ist die Überzeugung, „neue Christen gewinnen zu können". Immer wieder ist der Bischof zuvor den gleichen Ausreden begegnet: Mission ist etwas für Afrika oder Asien, nichts jedoch für München, Leipzig, Berlin oder Freiburg.

Dass eine Kirche nicht wächst, ist auszuhalten, hat Bischof Wanke daraufhin gesagt. Dass sie aber nicht wachsen will, das ist für ihn schlicht inakzeptabel.

Ich geb' zu: Ich habe meine Schwierigkeiten mit den vielen Missions-Appellen in jüngster Zeit: Immer häufiger heißt es ja, wir müssen wieder eine missionarische Kirche werden! Weil doch unser eigenes Land wieder zum Missionsland geworden ist, weil Christinnen und Christen auch hierzulande immer mehr zur Minderheit werden.

Schon den Begriff „Mission" aber finde ich ziemlich schwierig. Wenn ich nur daran denke, wie viel Unheil im Laufe der Geschichte passiert ist, wo Menschen missioniert haben - selbst in bester Absicht. Und wo einer mit dem sprichwörtlichen „missionarischen Eifer" unterwegs ist, bin ich vorsichtig. Fehlt da nicht oft der Respekt vor der anderen Meinung? Und soll nicht sowieso jeder nach seiner Facon glücklich werden?

Das aber heißt letztlich auch: Ich verzichte darauf, anderen von meiner Überzeugung, von meinem Glauben zu erzählen. Weil ich ihn nicht belästigen will. Weil es mich doch nichts angeht, was er glaubt oder nicht glaubt.

Gestern hat im Erzbistum Freiburg eine Diözesanversammlung begonnen: Rund 300 Frauen und Männer beraten zusammen, welche Aufgaben und Themen für die Kirche künftig besonders wichtig sind. Diese Versammlung beschäftigt sich deshalb natürlich auch mit der Frage: Wie lässt sich der Glaube weitergeben? Wie lassen sich Menschen für diesen Glauben wieder gewinnen oder neu gewinnen?

Dabei kann es nicht einfach nur darum gehen, Kampagnen zu starten, um neue Mitglieder zu werben. So wie es jeder x-beliebige Verein tut oder auch das Fitness-Studie um die Ecke.

Ich muss mir zuerst einmal selbst klar werden, was mein Glaube für mich bedeutet. Was wäre anders in meinem Leben, wenn ich nicht glauben würde?

Wer so sich selbst fragt, kann auch besser hinhören: Was ist dem anderen wichtig in seinem Leben, wovon lebt er, was lässt ihn glücklich sein?

Ich bin davon überzeugt: Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden entsteht immer dort: Wo Menschen sich ehrlich und respektvoll sagen können, was sie glauben und woraus sie leben. Und am besten, sie zeigen dies auch in der Art, wie sie miteinander umgehen.

So kann die Kirche auch wieder wachsen- ob ich das jetzt Mission nenne oder nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15193
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