SWR2 Wort zum Tag

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Summa summarum besteht auch nach Ostern kein Grund zum Jubeln. Das Markusevangelium berichtet erstaunlich offen vom Unglauben der Jünger.
Das ist nun wirklich kein überwältigender Erfolg. Die Weltgesetze geraten aus den Fugen, ein schwerer Stein wird von einem Grab gewälzt, ein Jüngling in weißen Gewändern spricht im offenen Grab von Auferstehung und das Resultat bei den Jüngern ist: Unglauben.
Keine Osterfreude, keine verzückten Herzen, keine jubelnden Massen.
Eine wenig vorzeigbare Truppe verängstigter Menschen bekommt trotzdem den zentralen Auftrag: Gehet hin in alle Welt und predigt der ganzen Schöpfung die gute Nachricht. Der Auferstandene vertraut sich selbst und die ganze Welt einem Haufen an, der scheinbar völlig unqualifiziert ist für diese Aufgabe.
Offensichtlich macht es aus Sicht des Auferstandenen trotzdem Sinn, seine ungläubigen Jünger nicht aufzugeben, Sinn, dass ausgerechnet sie den Glauben feiern und weitergeben. Es sind keine Heldinnen und Helden, sondern schwache Menschen, mit ungläubigen und harten Herzen, die, trotzdem, gerade deshalb, seine Botschaft verkündigen. Und das passt! Denn am Kreuz ist mit Jesus auch der Größenwahn der Jünger gestorben, sie könnten mit Jesus mithalten, sein Schicksal aufhalten oder teilen. Am Kreuz ist sogar das Gottesbild eines strahlenden Helden gestorben.
Summa summarum: Eigentlich geht es gar nicht anders als mit und durch den Unglauben und die Herzenshärte und Verzagtheit. Und eigentlich ist jedes Projekt, das nur strahlende Glaubenshelden will und sich von ihnen abhängig macht mit Skepsis zu betrachten. Es ist tatsächlich nie alles durchgehend effektiv und beeindruckend und glanzvoll.
Und so wird die gute Botschaft weiter gesagt, durch und mit schwachen Menschen: Erklingt in unserem Alltag nach Ostern, in die Trauer über Menschen, die gestorben sind hinein - Erklingt in der Trauer über das, was in unserem Leben gerade gar nicht gut läuft und begleitet den Kampf für eine Schöpfung, die bis zum Äußersten bedroht ist. Mitten im Unglauben gibt es doch Grund zum Jubeln. Wir fallen zurück in die Härte der Welt und hören doch: Sagt es weiter. Das Leben siegt.
Nur so geht die Rechnung auf. Summa summarum:
Eine geistreiche Rechnung. Und - wenn ich nicht glanzvoll sein muss, und heldinnenhaft, sondern gerade so sein darf wie ich bin, mit meinen Stärken und Schwächen, meiner Verzagtheit und meinem kleinen Mut, dann rechne ich mich, gerne, hinein. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15189
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