SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ohne Übung läuft nichts, eine Binsenweisheit! Spielerisch fängt es an, und spätestens ab der ersten Klasse beginnt das Trainieren. Ob beim Schreiben oder Rechnen, ob beim Geigespielen oder im Sport - üben, üben, üben.
Jedenfalls, wenn man's zu etwas bringen will und seine Möglichkeiten ausreizt!
Dass es dabei Frustphasen und Hängepartien gibt, ist klar. Aber entscheidend sind doch Wille und Ziel: Man möchte es schaffen, man möchte es können.

Genau so redet Meister Eckhart vom Christ-Sein. Er war ja ein Mönch, und die sind im besonderen täglich am Üben - im Gebet, in der Arbeit, im Studium. Alles zum Lobe Gottes, alles zum Segen für die Mitmenschen, alles, um selbst Christ zu werden. Ohne Übung läuft nichts. Aber Übung allein machts auch nicht. Wie in der Schule oder beim Klavierlernen - es braucht erfahrene Begleiter und Lehrerinnen. Meister Eckhart war so einer, der zuerst seine Mitbrüder im Kloster unterrichtete, später Studenten und in Predigten viele Leute damals - und nicht wenige durch seine Schriften auch heute.
Realistisch erinnert er an die Mühsal des Schreiben-Lernens und vergleicht es mit der Kunst,  Glauben  zu lernen. „Fürwahr, -  sagt Eckhart -  soll der  Mensch  (wörtlich: er) die Kunst beherrschen, so muss er sich viel und oft in dieser Tätigkeit üben, wie sauer und schwer es ihm auch werde und wie unmöglich es ihn dünke: Will er's nur fleißig üben und oft, so lernt er's doch und eignet sich die Kunst an... So auch soll der Mensch von göttlicher Gegenwart durchdrungen und mit der Form seines geliebten Gottes durchformt sein, so dass ihm seine Gegenwart  ohne alle Anstrengung leuchte, dass er überdies in allen Dingen völlig frei bleibe. Dazu gehört zu Beginn notwendig Überlegung und ein aufmerksames Einprägen wie beim Schüler zu seiner Kunst." So Meister Eckhart. 

Mit dem Kinderglauben ist es  also nicht getan. Mit der Erstkommunionfeier auch nicht. Es braucht diese Schule persönlicher Aneignung und Einübung. Mit dem Morgengebet fängt es an, mit geistlichen Schnaufpausen den Tag über setzt es sich fort. Am Anfang steht ein willentlicher Vorsatz, ein kleines geistliches Trainingsprogramm, auch die Aneignung von Wissen über das Christliche. Aber alles soll vom Kopf in die Herzmitte, vom Denken ins Leben. Eckart plädiert für einen Prozess der inneren Umschulung. Ziel nämlich ist nicht der gedachte Gott, sondern der gelebte: Wo dann alles von göttlicher Gegenwart durchdrungen ist, und jeder Augenblick hat sein spezifisches Segensgewicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15172
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