SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Die Tatsachen sprechen für sich: Ungezählte Tonnen von Lebensmitteln landen in Deutschland auf der Müllhalde. Weil wir zu viel produzieren. Weil wir zu viel einkaufen und gar nicht alles verarbeiten können. Weil wir zu viel haben wollen. Immer: zu viel. Und das ist ja wohl das Gegenteil von: soviel wie nötig, dem Maßstab, den die Apostelgeschichte im Neuen Testament empfiehlt, weil er gesund ist für das Leben. Und zwar eben nicht nur für meines, sondern für das Leben aller.

Anderswo sieht es nämlich ganz anders aus. Und da muss ich gar nicht weit gehen. Es gibt in unserem reichen Land Menschen, die nicht wissen, wie sie morgen den Teller füllen sollen. Aus diesem Grund gibt es inzwischen in allen größeren Städten einen Tafelladen, der fast umsonst Lebensmittel an Bedürftige abgibt. Manchmal sehe ich ältere Leute in Mülleimern kramen, nach Pfand, nach Essbarem. Beschämend ist das, für mich. Erst recht gilt dieses ungleiche Verhältnis für die Länder auf unserem Globus, wo bis heute bitterste Armut herrscht. Die Zahlen dazu sind so erschütternd, dass sie mir kaum über die Lippen kommen. Fast zwei Milliarden Menschen haben nicht genug zu essen. Jeden Tag sterben vierundzwanzigtausend Menschen an Hunger, alle drei Sekunden einer, jährlich neun Millionen. 

Was tun? Der Evangelist Lukas beschreibt in seiner Apostelgeschichte einen neuen Menschen, der anders lebt. Wie stelle ich mir den vor? 

Mein erster Vorschlag ist: Zuerst Denken. Ich ertappe mich selber manchmal dabei, dass ich von der Überfülle schöner Angebote auf dem Wochenmarkt so beeindruckt bin, dass ich mehr kaufe, als ich essen kann in den darauf folgenden Tagen. Die Augen sind dann größer, als der Verstand es rät. Und am Ende verdirbt das gute Essen. Es könnte nützlich sein, mir den biblischen Vers auf meinen Einkaufszettel zu kleben oder an meinen Korb zu heften: „Thomas, soviel wie du nötig hast. Nicht mehr!" 

Zweitens: Auf etwas verzichten, ganz bewusst, was ich so gerne esse, aber nicht wirklich brauche. Schließlich muss ich nicht die ganze Fülle an Wurstsorten und Broten und exotischen Früchten in meiner Küche abbilden.

Und noch ein Tipp. Auch an andere denken. Der Rat aus der Apostelgeschichte richtet sich an jeden Menschen. Und er hat zur Folge, wenn man ihn beherzigt, dass die einen abgeben und die anderen bekommen. Es kann unglaublich Freude bereiten, etwas zu verschenken, von dem, was man hat: den Nachbarn etwas vorbei bringen, jemanden zum Essen einladen, m Tafelladen mitarbeiten, eine Spende machen gegen den Hunger auf unserer Erde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15154
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