SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Christen glauben an Ostern, an die Auferstehung Jesu vom Tod. Aber: Woran um alles in der Welt soll man erkennen, dass das so ist? Andere sehen es den Christen nicht an. Sie haben kein besseres Leben und kein fröhlicheres Gesicht als andere. Der Tod macht vor ihnen nicht Halt. Er kommt auch nicht später als bei anderen. Den Auferstandenen hat keiner gesehen. Und zurückgekommen ist auch noch keiner, sagen die Skeptiker. Worauf also könnte ich als Christenmensch verweisen, was als „Be-weis" anführen: dass Jesus von den Toten auferweckt worden ist und seit Ostern unsere Welt eine andere? 

Eine bewegende Auskunft dazu liefert mir ein biblisches Buch, die sogenannte Apostelgeschichte. Der Evangelist Lukas beschreibt dort das Leben der jungen Kirche, also der Menschen, die sich nach dem Tod Jesu in einer gemeinsamen Hoffnung zusammen getan haben. Sie alle glauben an das Wunder, dass der Tod nicht mehr das letzte Wort über das Leben behält. Und zwar nach dem leiblichen Tod nicht, aber zu Lebzeiten auch nicht. Auf diese Weise ist Ostern zum Erkennungszeichen der Christenheit geworden, unübersehbar für alle anderen. 

Das bringt Veränderungen mit sich. So ein Programm braucht Mut und Freiheit. Und jeder, der mitmacht, muss sich sicher sein können, dass er am Ende etwas davon hat. Wie das gehen könnte, beschreibt die Apostelgeschichte in einer besonders eindrücklichen Szene. Da heißt es: Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. (...) Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte. (Apostelgeschichte Kapitel  4, Verse 32,34 und 35)
Soviel wie jemand nötig hat. Wenn das zum Prinzip unseres Zusammenlebens würde, das wäre tatsächlich ein unübersehbares Zeichen. Keiner rafft mehr zusammen, was er kriegen kann, ohne Rücksicht auf Verluste. Keiner beansprucht etwas für sich, was er nicht auch anderen zugesteht. Ich habe den anderen im Blick. Ich achte darauf, dass ich nicht mehr habe, als ich brauche, und bin im Zweifel bereit zu teilen. So buchstabiert Lukas die Auferstehung Jesu mit ganz anderen Worten und er empfiehlt das als österliches Erkennungszeichen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15151
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