SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ja, aber" ist ein häufig gebrauchter Ausdruck. „Ja, aber" ist auch eine menschliche Haltung, die ich immer wieder antreffe. In dem Buch „Die 10 dümmsten Fehler kluger Leute" von Arthur Freeman habe ich hierzu eine Geschichte gefunden: Eine Großmutter nimmt ihren Enkel mit zum Strand. Er spielt gerade im Sand, als eine riesige Welle den Strand überspült und das Enkelkind ins Meer hinaus reißt. Die Großmutter ist verzweifelt. Sie fleht Gott um Hilfe an: Bitte, gib mir meinen Enkel zurück. Und siehe da, eine neue Riesenwelle spült den Jungen wieder dorthin, wo er vorher war, völlig unbeschadet von seiner feuchten Reise. Die alte Frau blickt auf das Kind nieder, sieht zum Himmel und sagt: Danke, Herr, aber wo ist sein Sonnenhut? Danke, aber. Ja, aber. Ja, das war wunderbar, aber. Ja, das sieht gut aus, aber. Ja, er hat gesagt, das er mich mag, aber. Ja, aber - das ist der Ausdruck einer hartnäckigen Entschlossenheit immer und überall zuerst Negatives entdecken zu wollen. Im 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth schreibt er: „Gottes Sohn Jesus Christus ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen, in ihm ist das Ja verwirklicht. Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat." (vgl. 2 Kor 1,19 f.)Bei Gott gibt es kein „Ja, aber". Er hat sein eindeutiges Ja zu mir und zu jedem Menschen gesprochen. Zur gesamten Schöpfung. Damit kann ich gut leben und auch meinen Mitmenschen begegnen. Ohne Wenn und Aber. Damit kann ich auch meine eigenen Schwachstellen annehmen und bejahen. Das gibt Kraft den Alltag zu bewältigen, wenn ich mich so annehmen kann und angenommen weiß. Das gibt Kraft auch den Mitmenschen zu begegnen, denen Gottes Ja genauso gilt. So möchte ich positiv leben, das Leben und meine Mitmenschen bejahen. Oder, wie es der Jesuit Alfred Delp formuliert hat: Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.


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