Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Prunk und Pomp sind out. Einfachheit ist in. Vor genau einem Monat wurde Papst Franziskus in sein Amt eingeführt. Seither bleiben Hermelinroben und Brüsseler Spitzen im Schrank. Der Neue trägt ein schlichtes Gewand und läuft in ausgetretenen Straßenschuhen. Die roten Pontifikalschuhe seiner Vorgänger sind jetzt museumsreif.

„Der Karneval ist vorbei", soll Franziskus im Vatikan erklärt haben.

Wer das Evangelium glaubwürdig verkünden will, der muss bescheiden leben. Das sahen auch 40 Bischöfe so, die vor 50 Jahren am II. Vatikanischen Konzil teilnahmen.Sie wollten schon damals Ernst machen mit einer „Kirche der Armen".

Kurz vor Ende der Versammlung unterzeichneten sie eine Erklärung, den sogenannten „Katakombenpakt". Kein harmloses Papier, das man zu den Akten legen konnte. Nein, es war eine Selbstverpflichtung. In Zukunft wollten die Bischöfe „ein Leben in Armut führen, wie es dem Evangelium entspricht". Deshalb müsse Schluss sein mit prunkvollen Residenzen, teuren Dienstwagen und aufwendigem Essen. Verzichten wollten sie auf prächtige Garderoben und kostbare Amtszeichen. „Wir lehnen es ab mit Titeln wie Eminenz, Exzellenz oder Monsignore angesprochen zu werden." Im Mittelpunkt ihrer Arbeit - so die Bischöfe - stünden „die wirtschaftlich Bedrängten und Benachteiligten". Für deren Interessen müsse man in der Gesellschaft eintreten.

Was für eine Wende! Aus entrückten Kirchenfürsten wurden volksnahe Seelsorger.

Unterzeichnet haben sie die Erklärung in einem der unterirdischen Friedhöfe der frühen Christen, den Katakomben, daher auch der Name „Katakombenpakt". Der Ort war bewusst gewählt, steht er doch beispielhaft für die Anfänge der Kirche, für die Nähe zu Jesus und seiner Frohen Botschaft.

Die meisten Bischöfe, die den Pakt unterschrieben, kamen aus Lateinamerika. So wie jetzt auch der neue Bischof von Rom, Papst Franziskus. Und dessen Kontrastprogramm hat im Vatikan gerade erst begonnen...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15111
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