Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei."
So sah das George Orwell, der britische Schriftsteller schon vor über einem halben Jahrhundert. Und dabei lebte er noch in einer Welt ohne PC, Smartphone und Facebook!

Die neuen Medien beschleunigen den Tagesablauf immer mehr. Ständig muss man online sein. Viele Kinder und Jugendliche haben das schon verinnerlicht. Blitzschnell bedienen sie ihre Geräte, erledigen mehrere Dinge parallel. Gesellschaftsforscher nennen sie schon die „Generation Multitasking". Virtuell sind die jungen Leute vielerorts zuhause. Aber eben nur virtuell. Das wirkliche Leben gibt es nicht in Computerprogrammen. Nur dort, wo ich mit allen meinen Sinnen mit der Welt in Kontakt trete, da spüre und erfahre ich die Wirklichkeit. Der Austausch mit anderen befähigt mich, zu fühlen und zu empfinden. „Alles wahre Leben ist Begegnung." Nie war dieser Satz des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber so wichtig wie heute. Technik - so perfekt sie auch erscheint - bleibt dagegen kalt und seelenlos.

Wissenschaftler berichten, dass unser Gehirn dann am meisten lernt, wenn wir Menschen begegnen, uns miteinander austauschen, von Angesicht zu Angesicht. Ganz direkt, ohne Medium. Und worauf setzt man in den meisten Schulen? Auf immer mehr High-Tech! Unsummen werden investiert, um Klassensäle digital aufzurüsten. Doch die Lernerfolge sind bescheiden. Joachim Bauer, ein renommierter Neurobiologe, mahnt zur Umkehr: „Die stärkste Motivationsdroge für junge Menschen ist der andere Mensch!"

Was für die Schule gilt, das gilt auch in anderen Lebensbereichen: im Beruf, in der Familie, in der Freizeit. Und erst recht in der Religion. Keine noch so intelligente Software kann die Begegnung mit den Mitmenschen ersetzen. In ihr nämlich teilt Gott sich mit. Und das geschieht nicht virtuell, sondern ganz konkret.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15110
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