Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Heute ist ein schöner Tag", sage ich zu meiner Nachbarin. Und die entgegnet: „Aber morgen soll es regnen." Mag ja sein, aber: Heute ist ein schöner Tag.

Die Reaktion meiner Nachbarin macht mich nachdenklich. Heute ist doch heute. Warum ist es ihr nicht möglich, das „Heute" zu genießen, und alles andere getrost auf sich zukommen lassen?

Heute ist wichtig. „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot", heißt es im Neuen Testament. (1 Kor, 15,32) Deshalb lautet eine Bitte im Vater unser: „Unser tägliches Brot gib uns heute!" Brot für den heutigen Tag, denn morgen könnten wir schon tot sein. Jesus, der das „„Vater Unser"" formuliert und uns hinterlassen hat, wusste um die Nöte und um die Schönheit eines jeden Tages. Eben heute.

In einem seiner letzten Sätze spricht Jesus am Kreuz zu dem römischen Soldaten: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!" Heute noch. Nicht morgen oder nach einer kleinen Ewigkeit. Sondern: Heute noch. Im Paradies, noch heute. Was für ein Gedanke!

Ich lebe heute. Ich brauche die Zuneigung meiner Mitmenschen nicht irgendwann, sondern heute. Ein langersehnter Anruf kommt endlich - heute. Der Besuch nach einem Streit steht schon lange an. Den mache ich heute. Die Bitte um Vergebung meiner Schuld schiebe ich nicht auf morgen. Das geht noch heute. Morgen kann es zu spät sein.

Wie dem römischen Soldaten vor 2000 Jahren geht es auch mir. Die Zusage der Liebe Gottes zu mir und allen Menschen gilt nicht irgendwann und vielleicht, sondern heute und ganz sicher. Darauf kann ich bauen. So kann ich leben. Heute. Und jeden Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15108
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