Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ich habe gesegnet und ich wurde gesegnet. Ein tolles Erlebnis. Als Theologe bin es gewöhnt, über den Segen zu sprechen -- seine Bedeutung in der Bibel und im Leben. Segen auf ganz überraschende Weise selbst zu erfahren ist aber noch mal ganz was anderes. Und das kam so.

Religionsunterricht in der 3. Klasse. „Du sollst Segen sein", so heißt auch eine Unterrichtseinheit. Du sollst Segen sein - die 22 Schülerinnen und Schüler sind verblüfft, und sie überlegen, was das wohl heißen könnte. „Freunde", meint einer, „Gesundheit", wird von einem Mädchen ergänzt, „Glück", und dann gibt's kein Halten mehr: Vertrauen, Sonnenschein, Wasser in der Wüste, Mama und Papa, die Geschichten von Opa, keine Schulaufgaben - keine Frage, das alles muss Segen Gottes sein. Warum auch nicht. Gott segnet mich, auf dass ich zum Segen werden für andere.

Doch wer segnet überhaupt? Gott -- klar. Aber nur Gott? Einige erinnern sich, dass auch die Mama oder der Papa sie abends vor dem Einschlafen schon gesegnet hat. Und natürlich der Pfarrer am Sonntag in der Kirche. Doch hier in der Schule, da segne ich. So durfte jedes Kind nach vorne kommen, bekam den Segen und ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Kein Grinsen und kein Lachen - die Stimmung war plötzlich ganz feierlich. Das hatte ich nicht gedacht.

Und dann kommt's: Ein Mädchen steht plöötzlich auf, kommt zu mir nach vorn und flüstert: „„Du Herr Beck, tu mal deinen Kopf runter, Gott segnet auch dich!" Und sie legte mir ihre Hand auf den Kopf und zeichnete ein Kreuzzeichen auf meine Stirn. - Die Schulglocke läutete, und ich bin vor Freude zum ersten Mal aus dem Schulhaus fast geschwebt. Ich wurde im Religionsunterricht gesegnet.

 

 

 

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15107
weiterlesen...