SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Niemand redet gern von seinen Niederlagen, besonders wir Männer nicht, sagt man. Wir leben in einer erfolgsorientierten Gesellschaft. Wir spornen uns gegenseitig zu Leistungen an. Bereits den Kindern vermitteln wir diesen Lebensstil. Besonders den Jungs. Aber dann kommt im Leben eine Niederlage. Und jetzt?
Jetzt gilt oft der Satz aus dem Sport: „Als der Zweite ins Ziel kam und enttäuscht zusammenbrach, standen die Trainer ratlos da. Sie hatten alles trainiert, nur nicht die Niederlage." Genau diese Art Training fiel aus. Wozu auch, wenn man immer nur den Erfolg im Blick hat?
Wie schafft man es, mit Niederlagen gut umzugehen, so dass sie nicht umschlagen in Enttäuschung: „Ich bin ein Versager!"?
Mit Niederlagen umgehen müssen auch die Menschen in der Bibel. Petrus zum Beispiel. Er war einer der Jünger von Jesus. Selbstbewusst hatte er getönt: „Was auch immer mit Jesus geschieht, ich weiche nicht von seiner Seite! Auf mich kann er sich hundertprozentig verlassen!" Als Jesus später dann gefangen genommen wurde, hat Petrus auf die Frage der Gegner „Gehörst du nicht auch zu den Freunden von Jesus?", geantwortet: „Nein, ich kenne diesen Jesus nicht!" Als es darauf angekommen wäre, hat Petrus versagt. Was für eine peinliche Niederlage!
Aber ausgerechnet ihm hat Jesus später die Aufgabe übertragen, die Gruppe der Jünger zu führen. Vielleicht, weil Jesus wusste: wer Niederlagen erlebt und sie bewältigt, der verändert sich. Er lernt dazu. Er lernt zum Beispiel, wie verwundbar der Mensch ist. Und das kann helfen, mit den Fehlern und Versäumnissen anderer nachsichtiger umzugehen.
Ich finde deshalb, wir sollten viel öfter über Niederlagen reden und was wir daraus gelernt haben. Besonders wir Männer. Leicht ist das nicht. Aber lohnend.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15102
weiterlesen...