SWR3 Gedanken

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„Wenn du glaubst, dass du schon erleuchtet bist, dann besuche doch mal ein Wochenende deine Eltern." Den Spruch find ich großartig. Weil er so schön runterholt.
Vielleicht kennen Sie das auch, dieses Gefühl von „erleuchtet sein". So ganz entspannt im Hier und Jetzt. Dieses Gefühl, von nichts und niemandem verletzt werden zu können. Weil man so entspannt und über den Dingen zu stehen meint. Nach einem Wellnesswochenende mit der besten Freundin zum Beispiel. Oder eine Woche schweigend im Kloster.
Jesus hat das übrigens einmal mit seinen Freunden gemacht. Ein paar Tage haben sie miteinander auf einem Berg meditiert. Haben in die untergehende Sonne geschaut. Sich einfach nur gut gefühlt. „Lass uns Hütten bauen!" Sagen die Jünger darauf zu Jesus. Lass uns diesen Zustand jetzt festhalten und in Stein meißeln!
Aber Jesus meint: Erleuchtung ist kein Dauerzustand. Erleuchtung gibt's nur für Momente. Als Wochenendgefühl oder als Geistesblitz. Die Wahrheit über dich liegt nicht auf dem Berg. Sondern unten im Tal. Wo die Leute wohnen, die dich brauchen. Wo deine Bekannten und Freunde sind und deine Familie.
Ein Wochenende auf dem Berg der Verklärung- mit Sauna, Massage und Gebet- das tut gut und gibt Kraft. Aber wenn du wissen willst, wo du stehst und wie stabil du bist, dann besuche deine Eltern. Oder Leute, die dich als Kind schon gekannt haben oder die, die dich heute brauchen. Das erdet jede Erleuchtung.
Schließlich führt der Weg zur Erleuchtung durch die Selbsterkenntnis hindurch, nicht dran vorbei. Und wann besuchen Sie wieder Ihre Eltern?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15043
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