SWR3 Gedanken

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Hier ist nur einer dick und der ist nicht dick! Den Spruch von Obelix hab ich mir gemerkt. Und halte ihn jetzt dieser Frühling- Abnehmhysterie entgegen: Schlank in den Frühling: Tine Wittler -das ist diese blonde Innenarchitektin- verliert zwanzig Kilo Bauchfett in drei Wochen! Na toll.
Würde ich zwanzig Kilo abnehmen, könnte ich vielleicht auch auf einem Catwalk laufen, aber ich wäre sicher unausstehlich.
In einer neuesten Studie hat man herausgefunden, dass Moppelige- den Namen find ich schon mal viel besser- dass also Obelix- Typen nicht kränker oder leistungsschwächer sein müssen als Dünne. Und viel essen kommt ist auch weniger eine Charakterschwäche als vielmehr Folge von Stress. Weshalb auch eher ärmere Leute zum „Moppelig-sein" neigen. Weil sie viel Seelenstress haben. Und den nicht so einfach regulieren können wie reichere, die sich mit Yoga, Wellness und Wanderreisen trösten. Ärmere finden eher Trost als „Couchpotatoes." Ist auch nicht so teuer.
Und wenn wir schon bei den Vorurteilen sind: In Afrika zum Beispiel wären wir alle hässliche Hungerhaken und Tine Wittler wäre der Star- MIT ihren 20 Kilo Bauchfett!
Stellen Sie sich vor, Jesus wäre nicht so schmal gewesen, wie ihn die ganze abendländische Kunst gemalt hat. Vielleicht war er ein bisschen moppelig mit kleinem Waschbärbauch. Denkbar wäre das schon. Seine Zeitgenossen haben ihn immerhin „Fresser und Weinsäufer" geschimpft und viele Geschichten erzählen, dass er oft zum Essen eingeladen war. Ein schmallippiger Moralapostel oder gar Asketen ist Jesus nie gewesen. Und vielleicht hat man ihm das auch angesehen.
Hier ist nur einer dick und der ist nicht dick, sagt Obelix. Und ein Freund, auch so ein Obelix-Typ, übrigens ziemlich leistungsstark, der meinte immer: man muss auch mal auf eine Askese verzichten können.

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