SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Die Hochzeitssaison hat begonnen. Und da wird ja normalerweise gut und viel aufgetischt. Wer schon mal eine Hochzeitsfeier in orientalischen Ländern erlebt hat, der hat keine Fragen mehr. Meistens gehen die Feierlichkeiten mehrere Tage lang, der halbe Ort ist unterwegs und Essen und Trinken soweit das Auge reicht. Peinlich, wenn da auf einmal etwas alle ist. Doppelt peinlich, wenn es gerade der Wein ist.
So passiert im Städtchen Kana. Maria ist Gast und weiß, dass ihr Sohn Jesus ein echter Alleskönner ist. Deshalb raunt sie ihm zu: „Sie haben keinen Wein mehr." Jesus ist etwas genervt - als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Irgendwann deutet er dann doch auf die Wasserkrüge zum Händewaschen und sagt zu den Dienern: Füllt sie mit Wasser und bringt sie in die Küche." Sechs Krüge schleppen sie zum Küchenmeister. Und der traut seinem Gaumen kaum und fragt den Bräutigam: „Warum rückst du jetzt erst raus mit dem guten Wein?" 
Im Johannesevangelium ist das das erste Wunder von Jesus. Ich habe früher auch gedacht: Als ob es nichts Wichtigeres gäbe! Zum Beispiel Not lindern oder Kranke heilen. Aber inzwischen bin ich überzeugt: Nein, es war genau richtig, mit so einem eigentlich überflüssigen Wunder anzufangen. Es soll nämlich zeigen, dass Gott etwas von seiner himmlischen Herrlichkeit in die Welt gibt, dass mit Jesus eine neue Zeit anbricht - Wein-Zeit statt Wasser-Zeit sozusagen. 
Und noch etwas könnte dieses Weinwunder bedeuten: Jesus verwandelt Wasser in Wein. Oder auch das Alltägliche in etwas ganz Besonderes. Wenn ich die Botschaft Jesu in meinem Leben umsetze, dann kann auch bei mir Wasser zu Wein werden. Wenn ich Menschen auf Jesus-Art behandle, also wenn ich großherzig bin, wenn ich Menschen integriere, wenn ich vergeben kann, wenn ich auch mal einen klaren aber unbequemen Standpunkt vertreten kann, dann kann mein Leben eine neue Qualität bekommen. Wein statt Wasser eben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15035
weiterlesen...