SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Reden Sie nicht von der leiblichen Auferstehung von den Toten," hat mich der Ehemann einer Verstorbenen beim Beerdigungsgespräch gebeten.
„Dass sie einmal leiblich aufersteht, hat meine Frau nicht geglaubt.
Das hat sie sich nicht vorstellen können."
Ich verstehe das. Meine Vorstellung kommt auch an ihre Grenzen,
wie das mit der Auferstehung der Toten sein kann.
Und trotzdem hoffe ich fest. Mit dem Herzen. Und ich finde berührend und tröstlich, wie Paulus Worte findet für nahezu Unaussagbares. Worte, bei denen er sich bewusst ist, dass sie Metaphern sind. Sprachliche Symbole, die versuchen an etwas heranzureichen und zu berühren, was sich dem Zugriff des Beweisbaren entzieht. Aber was er auch nicht verschweigen mag.
Paulus schreibt in seinem Brief an die Menschen in Korinth:
„Wenn wir auferstehen, werden wir verwandelt. Was vergänglich ist, wird die Unvergänglichkeit anziehen - wie ein neues Kleid. Und was sterblich ist, wird sich in Unsterblichkeit kleiden. So hüllt sich das Vergängliche in Unvergänglichkeit und das Sterbliche in Unsterblichkeit." (1. Kor 15,54)
„Wir werden verwandelt in der Auferstehung."
Unendlich viele Menschen sind mit dieser Hoffnung gestorben. Angstfreier, als wenn sie darauf nicht hätten vertrauen können.
Wieso kann Paulus solche Worte wagen?
Weil er glaubt, dass auch im Tod die Liebe nicht am Ende ist. Liebe will Ewigkeit. Wer liebt, will zusammen sein. Auf ewig nicht durch den Tod getrennt.
Darum ist Paulus sicher: Der Tod ist nicht das Ende. Denn Gott ist die Liebe und wir leben in ihm. Verwandelt durch den Tod.
Manchmal wird mir auch eine kleine Verwandlung aus der Welt der Biologie zur Metapher. Ich denke daran, was einer Raupe widerfährt. Nichts ist so sicher wie dass eine Raupe sterben muss. Es ist ihr Ende und zugleich neuer Anfang. Sie wird nicht mehr am Boden kriechen, sie wird fliegen. Und schön wird sie, in ihrem neuen Kleid, verwandelt in einen Schmetterling. Unvorstellbar so eine Verwandlung, wenn man eine Raupe ist.
Für mich eine heitere und schöne Metapher.
Darum nähre ich weiter die Hoffnung, dass wir verwandelt werden.
Vielleicht erscheint es Ihnen naiv. Trotzdem: Warum sollten Christen nicht vertrauen und hoffen, dass man durch Gottes Liebe ewig und schön werden könnte? Sogar ich. Und nicht nur ich.
Ich nähre die Hoffnung, dass die Angst vor dem Sterben mich nicht hindert, bereitwillig zu gehen, wenn es an der Zeit ist. In meine Verwandlung. Und ich nähre die Hoffnung, dass der Tod ein Anfang ist.

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