Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Was für ein Tag heute: Gründonnerstag. Grün nicht, weil es draußen jetzt frühlingsgrün wird. Grün vom Althochdeutschen Greinen- also weinen.
Am Gründonnerstag haben die Leute früher viel geweint. Alle, die sich übers Jahr etwas haben zuschulden kommen lassen, die sind heute wieder in die Gemeinschaft aufgenommen worden. Und ich kann mir gut vorstellen, wie die Leute sich weinend in den Armen gelegen haben. Endlich haben sie mit Gott und der Welt wieder reinen Tisch gemacht.
Die Idee, reinen Tisch zu machen mit den Anderen, die stammt von Jesus. An jenem Donnerstag, so erzählt die Bibel, war es Jesus klar, dass er nicht mehr lange leben würde. Die Soldaten würden ihn bald holen. Deshalb hat er seine Freunde noch einmal zum Abendessen eingeladen.
Zuerst haben sie genüsslich miteinander gegessen und getrunken. Dann ist Jesus aufgestanden und alle haben gespürt: jetzt wird er etwas Wichtiges sagen. So etwas wie ein Testament. Er hat ihnen Brot und Wein gereicht und gesagt. Wie Brot und Wein, so gebe ich mein Leben hin. Nichts von dem, was ich gesagt und getan habe, werde ich zurücknehmen. Daran seht ihr, dass ich es ernst meine. Und ich liebe euch so, wie ihr seid. Auch dich Judas, obwohl du mich verraten wirst. Und dich Petrus, obwohl du mich leugnen wirst. Was immer auch passiert, ich werde nie aufhören, euch zu lieben.
So hat Jesus reinen Tisch gemacht. Damals an jenem Donnerstag, dem letzten Tag, den er in Freiheit verbracht hat. Erst viel später haben die Jünger das begriffen. Dass er recht gehabt hat mit dem, was er über sie gesagt hat. Sie waren alle keine Helden. Ihr guter Wille hat nur bis zur Türschwelle gereicht. Und genau so hat er sie geliebt.
Bis heute feiern Christinnen und Christen diese Liebe, teilen Brot und Wein miteinander. Waschen einander die Füße und nicht den Kopf. So wie Jesus das gemacht hat. Reinen Tisch eben. Auch du gehörst dazu. Gott liebt dich, auch wenn du kein Held bist.
Also wenn das jemand zu mir sagt, dann rührt mich das immer zu Tränen.

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