SWR3 Gedanken

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Die allmorgendliche Begegnung mit dem Spiegel, das allmorgendliche Grauen: Schon wieder ein neuer Pickel, schon wieder eine neue Falte, schon wieder 127 Haare weniger. Die meisten Menschen gehen mit ihrem Gesicht ganz schön hart ins Gericht: Da flieht das Kinn, da dominiert die Nase, da hängen die Backen.
Seit fleißige Computerspezialisten ihre Zeit damit verschwenden, das ideale Antlitz zu komponieren, sind doch wenigstens zwei Dinge klar: Wie ein schönes Gesicht auszusehen hat und dass die meisten Menschen keines haben. Zeit für ein Plädoyer in Sachen Gesicht. Das kann sich so anhören:
Deine Augen haben nicht die Farbe einer matschigen Pfütze, sondern den unergründlichen Farbton des Meeres. Hast du schon einmal bemerkt, wie elegant deine Augenbrauen geformt sind? Und sieh nur, all die Falten: jede einzelne hat ihre Geschichte, jede einzelne ist hart erlitten oder fröhlich erlacht. Klar, die Nase könnte etwas kleiner sein, aber verleiht sie deinem Gesicht nicht auch eine ganze Menge Persönlichkeit?
Zum idealen Einheitsgesicht fehlt dir sicher eine ganze Menge, aber: Hätte Gott eine Welt voller Heidi Klums gewollt, dann sollte das für ihn ja wohl kein Problem gewesen sein. Dennoch wollte er dein Gesicht, das einmalig ist und sich von allen anderen Gesichtern auf Gottes weiter Erde unterscheidet.
Und dafür hat sich ein Mensch in einem biblischen Psalm vor über dreitausend Jahren so bedankt: Gott, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele. Vielleicht sollte man sich diesen Spruch einfach auf den Spiegel kleben.

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