SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Wieder verschlafen, muss neuen Wecker kaufen. Eilig geduscht, keine saubere Hose gefunden, fängt ja gut an. Beim Frühstück die Zeitung überflogen, auch immer dasselbe, schnell ins Auto. Na klasse, es regnet, und die Scheibenwischer quietschen.
Auf der Autobahn der übliche Stau, die üblichen verkniffenen Gesichter hinter dem Lenkrad. Auf dem Firmenparkplatz Jochen getroffen, das übliche Geplänkel ausgetauscht: das Auto, das Wetter, die Kinder. Im Büro erst einmal die Kaffeemaschine angeschmissen, die Ärmel hochgekrempelt - ran an den Papierberg.
Kurz vor Mittag Anruf vom Chef, voll Sorge hingetigert. Na klar, alles muss schneller gehen, effektiver sein. Mehr Einsatzfreude, meine Liebe.
Beim Mittagessen Trost von den Kolleginnen und Kollegen. Und der neueste Firmentratsch. Hat sich doch der Meier jetzt auf diese Stelle geschleimt. Und die Schmidt sitzt ganz klar auf dem Schleudersitz bei der nächsten Kündigungsrunde.
Im Büro fünf Telefonnotizen und zwei neue Akten gefunden. Es riecht nach Überstunden. Um fünf mit Jochen telefoniert: Will nach Feierabend noch ein Bierchen trinken. Ach nee, viel zu müde. Endlich heimgefahren, es regnet noch immer. Und die Scheibenwischer quietschen.
Zu Abend gegessen, Hausaufgaben kontrolliert, Waschmaschine angeschmissen, Kinder ins Bett gebracht. Dann vor dem Fernseher eingedöst. Noch drei Tage bis zum Wochenende - und dann wieder von vorne.
In der Küche auf ein Kalenderblatt geschaut. Wieder so ein Bibelspruch: „Versag dir nicht das Glück des heutigen Tages; an der Lust, die dir zusteht, geh nicht vorbei!" Na, damit kann ich ja wohl nicht gemeint sein. Oder doch?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14941
weiterlesen...