Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Für mich sind sie wie nette Nachbarn: Schafe. Auf der Wiese gegenüber meinem Haus ist im Frühjahr immer eine große Schafherde zu Besuch. Das macht richtig Spaß, die verschiedenen Arten von Schafen zu beobachten. Manche springen freudetrunken auf dem Gras herum, andere laufen in kleinen Gruppen auf der Suche nach den besten Büscheln, wieder andere ziehen allein ihres Weges. Wenn die sich zu weit von der Herde entfernen, jagt einer der Hunde hinterher und bringt sie dazu, zurück zu laufen.

Irgendwie sieht es so aus, als hätten die Schafe ihre eigenen Pläne und folgten eigenen Spuren, aber spätestens gegen Abend schauen sie auch wieder nach dem Hirten. Schafe und Hirten, das wird in der Bibel oft als Bild genutzt: Gott ist der Hirte und die Menschen die Schafe. Und Jesus wird dargestellt als der gute Hirt. Eine Geschichte gibt es in der Bibel, da wird von einem ausgerissenen Schaf erzählt und von 99, die bei der Herde geblieben sind. Der Hirte - Gott - geht diesem einen Schaf nach und kümmert sich darum, denn die 99 sieht er gut behütet. Um die muss er sich nicht besonders kümmern.

Ich lerne im Krankenhaus bei meiner Arbeit oft Menschen kennen, die sich wie dieses eine Schaf fühlen. Sie sehen sich als Einzelgänger, haben sich nicht an die Herde gehalten und auch nicht viel nach dem Hirten geschaut. Aber jetzt, in schwerer Krankheit, hätten sie doch gern einen Kontakt zu diesem Hirten. Und weil sie so lange auf Abstand waren, trauen sie sich jetzt nicht. Aber ich glaube, der Hirte kennt sie und weiß, wo sie sind. Und wenn sie in Not sind, dann ist er da.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14920
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