Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Und so etwas steht in der Bibel! Da wendet sich eine Frau hilfesuchend an Jesus und bittet ihn: Hilf mir, heile meine Tochter! Und was tut Jesus? - Er schickt sie einfach weg und erklärt sich für nicht zuständig. Zunächst tut er das noch einigermaßen höflich.

Aber als die Frau weiter bittet, wird er doch recht unfreundlich. Jesus hat seine Aufgabe als Messias ohne Zweifel zuerst recht eng gesehen: Nur zu den Juden ist er gesandt, so meinte er am Anfang. Seine Aufgabe ist es, nur das Volk Israel wieder zum richtigen Glauben an Gott zu führen. Die Frau aber ist eine Heidin aus Kanaan. Darum - so meint er - geht sie ihn nichts an. Und als die Frau nicht aufhört zu betteln, da wird Jesus grob.

Er spricht das böse Wort aus: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen." Er will damit wohl sagen: Ich muss meine ganze Zeit und meine ganze Kraft für die Juden einsetzen. Du aber gehst mich nichts an. Doch die Frau ist nicht auf den Mund gefallen. „Auch die  Hunde bekommen von den Brotresten zu fressen, die vom Tisch ihrer Herren abfallen." So brachte sie Jesus zum Nach-denken , sogar zum Um-denken. In gewisser Weise ist sie seine Lehrmeisterin geworden, hat ihm die Augen geöffnet für seinen Auftrag, der doch größer war, als er selbst es gedacht hatte. Grade als Frau lese und bedenke ich das natürlich gern, dass Jesus nicht nur von einer Frau geboren  und erzogen wurde, sondern dass auch eine Frau seinen Horizont geweitet hat und ihn von einem jüdischen Provinzmissionar zu einem Missionar für die ganze Welt und alle Zeit hat reifen lassen.

Die Gottes-Sohnschaft war Jesus wohl schon in die Wiege gelegt, aber er musste sie noch für sich erschließen und in der Begegnung mit dieser kanaanäischen Frau ist er da einen guten Schritt weiter gekommen, scheint mir.

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