SWR3 Gedanken

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„Muss ich als Katholik eigentlich an den Papst glauben?" Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. Ich wollte meinen Schülern die Möglichkeit geben, Fragen zum Thema Papst aufzuschreiben. Diese sollten dann in der nächsten Schulstunde beantwortet und diskutiert werden. Als ich zuhause die Zettelchen sortieren will, stoße ich auf diese Schülerfrage: „Muss ich als Katholik eigentlich an den Papst glauben?" Ich bin gläubige Katholikin, aber ich wäre jetzt nicht auf die Idee gekommen, an den Papst zu glauben. Der Papst ist doch nicht Gott. Der Papst ist das Oberhaupt der katholischen Kirche. Gott dagegen ist kein Amt, sondern der Grund und Inhalt des Glaubens und per Definition  nicht fassbar. Dass jemand fordert, an den Papst zu glauben, ist also unsinnig. Das werd ich in der Klasse unbedingt ansprechen. 

Denn michbeschäftigt diese Frage. Und irgendwie macht sie mich auch traurig. Der Schüler hat doch gefragt, ob man an den Papst glauben muss. In diesem Wort schwingt ein Zwang mit, der für mich überhaupt nicht mit dem Glauben zusammen passt. Warum sollte ich an etwas glauben MÜSSEN? Ich habe noch nie erlebt oder gehört, dass Gott jemanden gezwungen hätte, an ihn zu glauben. Das widerspricht meiner Meinung nach der Bedeutung von Glauben an sich. Glauben bedeutet doch, dass ich etwas gerade nicht weiß und mir trotzdem sicher bin, dass es wahr ist.

Ich würde sagen, „glauben" ist eher ein innerer Zustand, den ich nicht machen oder fordern und schon gar nicht erzwingen kann.

Es ärgert mich, wenn Religion dazu missbraucht wird, Menschen zu etwas zu zwingen.  Aber das geht eben von den Menschen aus, die sich hinter Ämtern verbergen. Nicht von  Gott.

Gott zwingt nicht. Für mich ist der Glaube wie ein Geschenk, das Gott mir angeboten hat. Ich hab es angenommen, aber es steht jedem frei, es abzulehnen.

Ich muss so viel im Leben, aber nicht glauben. Glauben darf ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14890
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