SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Sieben Wochen dauert die Passionszeit. Wir Christen denken an den Weg von Jesus zum Kreuz, an sein Leiden und Sterben. Die Erzähler der Bibel sind überzeugt, dass Gott selbst mit Jesus gelitten hat und verletzt und getötet worden ist. Gott leidet mit seiner Welt.
Bevor Jesus gefangen genommen, verhört, geschlagen und gekreuzigt worden ist,
hat er in seiner Abschiedsrede seinen Jüngern mitten in dieser schweren Zeit erklärt: „Das habe ich zu euch gesagt, damit meine Freude euch ansteckt. Und diese Freude wird euch ganz und gar erfüllen!"
Das klingt wie ein Widerspruch. Jesus geht seinem Tod entgegen. Er wird am Kreuz hingerichtet. Und dann sagt er bei seiner Abschiedsrede im Evangelium von Johannes:
„Das habe ich zu euch gesagt, damit meine Freude euch ansteckt. Und diese Freude wird euch ganz und gar erfüllen!"  Wie konnte Jesus in dieser Situation so reden? Ich denke, er konnte das, weil er zutiefst überzeugt war, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Das hat Gott, sein Vater im Himmel. Der wird ihn von den Toten auferwecken.
In einem älteren Kirchenlied heißt es darum: „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ." Wir Christen glauben: Durch Jesus kann man in Erfahrung bringen, was es mit dem Tod auf sich hat. Dass man ihn nicht fürchten muss. Dass Gott stärker ist als der Tod. Er wird auch mich von den Toten auferwecken - wie Jesus damals.
Darum ist die Bibel eine einzige Einladung, dem auferstandenen Jesus zu begegnen.
Die Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erzählen alle aus der Perspektive von Jesus, der von den Toten auferweckt worden ist. Nicht einmal das, was über seinen Tod erzählt wird, ist nur traurig Und nicht nur zum Weinen und Klagen.
Ich glaube: Dem auferstandenen Jesus und der Freude kann ich begegnen, wenn ich in den Evangelien und in den Briefen in der Bibel lese. Und wenn ich dann bete, spreche ich zu diesem Jesus. Manchmal spüre ich etwas von dieser Begegnung. Manchmal spüre ich nichts. Begegnung kann ich ja nicht machen. Nur mich darauf einstellen. Aber wenn es gelingt: dann wird das immer wieder zu einer Quelle der Freude.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14879
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