SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Zehntausende Menschen machen sich in diesen Minuten auf den Weg zu den Messehallen und Kirchen in Köln: Zur Bibelarbeit beim Evangelischen Kirchentag. Der Kirchentag steht dieses Jahr unter dem Motto: „Lebendig und kräftig und schärfer.“ Was ein bisschen reißerisch klingt, ist in Wahrheit ein Versprechen. „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert,“ heißt der Satz vollständig in der Bibel. Ob der Bibeltext, den sie heute bedenken, bei den Zehntausenden in Köln dieses Versprechen einlöst?
Spannend ist er auf jeden Fall. Ein dramatischer Dialog wie aus einem Theaterstück oder Film. Zwei Protagonisten. Der eine will den anderen auf seine Seite ziehen. Was harmlos beginnt, steigert sich zum Kampf, in dem es für beide um alles geht. Ungleich scheinen die Waffen. Der eine kann sich seines Sieges eigentlich sicher sein. Er weiß aus Erfahrung: „Jeder Mensch ist verführbar. Ich muss nur die richtige Stelle finden. Jeder Mensch ist bestechlich. Wenn der Preis stimmt.“ Der andere ist geschwächt. Ausgezehrt. Hat seit 40 Tagen gefastet. Wo soll da die Kraft, das Rückgrat herkommen, aufrecht zu sein?
Drei Stellen probiert der „Verführer“ aus. Der Versucher, Luther nennt ihn den Teufel. Er spielt mit den Lebensträumen, die uns Menschen bewegen.
Der erste Traum: „Wenn Du von Gott kommst, mach doch aus diesen Steinen Brot“, lockt er. Was soll daran Versuchung sein? Was soll teuflisch daran sein, Menschen Brot zu geben, oder Macht über Krankheiten zu haben? Die Versuchung liegt darin, dass man sein Talent nicht zum Wohl der anderen gibt, sondern um zu beweisen, was man kann, fürs eigene Ego. Dass wir etwas Besonderes können wollen, um bewundert zu werden, kleine oder größere Götter zu sein. Dafür würden die meisten Menschen alles tun. Da sind wir verführbar. Ähnlich sind auch die beiden anderen Träume, die der Verführer ausspielt. Der Traum abheben zu können, ganz hoch hinaus zu kommen. Und der Traum von der Macht. Für den einen Traum sind Menschen bereit, zu dopen und zu betrügen, Anstand und Ethik über Bord zu werfen. Und für den Traum von der Macht sind Männer und Frauen bereit, zu lügen, sich korrupt zu verhalten, andere beiseite zu drängen. Lebensträume können uns Menschen schwach werden lassen.
Was macht stark gegen solche Versuchungen und gibt Rückgrat? Die Bibel erzählt. Jesus widersteht den Versuchungen. Anscheinend kennt er seine Träume. Und er verabschiedet sich von den egozentrischen. Er redet sie sich aus Kopf und Herz. Wenn man seine Schwachstellen kennt, kann man ihrer auch Herr werden, manchmal. Und die beste Waffe in dieser Auseinandersetzung: Jesus widersteht der Versuchung, indem er sein Gewissen an der Bibel orientiert: „Du sollst Gott anbeten, und ihm dienen.“ Nicht der Macht und dem eigenen Ego. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1487
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