SWR2 Wort zum Tag

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„Ich dachte, die Sache mit der Gleichberechtigung ist längst erledigt - bis ich mein erstes Kind hatte und eine Stelle an der Uni wollte", hat mir eine Freundin erzählt, die Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen versucht.
„Als Frau nicht zu arbeiten, und das mit nur einem Kind, das geht heute ja gesellschaftlich gar nicht mehr", sagt eine andere. In Gesprächen erwähnt sich ihr „Hausfrauendasein" deshalb nur noch im Notfall.
Wie wir als Frauen leben, ist nie reine Privatsache, sondern immer auch Gegenstand von heißen gesellschaftlichen Debatten - nicht nur heute, am Weltfrauentag. Vor allem dann, wenn die Familie mit im Spiel ist: Kaum ein Thema wird heute noch so ideologisch diskutiert.
Jesus war in Sachen Familie sehr entspannt - und damit in seiner Zeit sehr provokant. Lasst mich doch in Ruhe mit familiären Verpflichtungen - meine Familie sind die, die bei mir sind. So in etwa gibt er seiner geschockten Verwandtschaft zu Protokoll, die ihn wieder in die Großfamilie zurückholen will. Und auch die Menschen in seinem engsten Freundeskreis haben ihr Familienleben weitgehend aufgegeben für ein neues Leben und eine neue Aufgabe, die es ihnen wert schien. Darunter waren übrigens auch eine ganze Reihe Frauen.
Wie die ihre Kinderbetreuung geregelt haben, darüber steht leider nichts in der Bibel. Genauso wie auch sonst aus den biblischen Erzählungen selten konkrete Handlungsanweisungen abzuleiten sind. Wichtig ist mir aber: Jesus hat Menschen ermutigt, das zu tun, was sie selbst als gut und richtig erkannt haben und was ihnen am Herzen liegt. Und sich dabei nicht von gesellschaftlichen Erwartungen einengen zu lassen.
Meine Freundinnen haben sich von den gängigen Vorurteilen auch nicht irritieren lassen. Die eine arbeitetet im Wissenschaftsbereich - mit inzwischen drei Kindern. Die andere hat ihren Job, den sie sich zwischenzeitlich gesucht hatte, wieder aufgegeben. Jetzt hat die Familie weniger Geld, aber alle sind zufriedener.  Es geht hier schließlich um uns, hat sie sich gesagt, nicht darum, was andere gut finden.
Authentisch leben, so, wie es zu mir passt - unabhängig davon, was die Mehrheit gerade für zeitgemäß hält: das wäre ein Stück christliche Freiheit. Für Frauen, und übrigens auch für Männer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14868
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