Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Was Gott tut, das ist wohlgetan. Es ist gerecht sein Wille". Seit ich ein Kind bin, liebe ich dieses Lied, singe es gerne und höre es gerne. „Was Gott tut, das ist wohlgetan" ist ein altmodisches Lied, und dazu 350 Jahre alt. Und für viele ist auch der Inhalt altmodisch: Wer versteht das schon - und wer kann noch glauben, dass alles, was Gott tut, wohlgetan ist?

Aber der leitende Gedanke dieses Liedes ist aktuell. Sehr aktuell. 

Obwohl die Wahrnehmung oft erst einmal anders ist. Unseren Kindern und Enkelkindern wird vielfach erzählt, dass sie ihr Leben selbst erschaffen können - und müssen. In der Schule geht es damit los, in Zeitschriften, bei manchen Berufsberatungen. Sie lesen in Interviews von erfolgreichen Menschen: Dass sie nur an sich selbst glauben müssen. Dass sie alles erschaffen können, wenn sie nur wollen. Dass sie gesund bleiben, wenn sie gesund leben. Dass der Wille zum Erfolg das Wichtigste ist. Und vor allem: dass äußerlich sichtbarer Erfolg das Wichtigste im Leben sei.

Nicht alles davon ist falsch. Menschen, die sich selbst trauen und mutig sind, können wirklich viel erreichen. Der Versuch, ein gesünderes Leben zu führen ist immer sinnvoll. Aber Garantie gibts keine. Und die Fixierung auf äußeren, scheinbar machbaren Erfolg ist viel zu einseitig, das merken die jungen Menschen dann, wenn sie keine Stelle finden; wenn sie erleben, dass nicht alles Gold ist, was glänzt; wenn sich Schicksalsschläge einstellen. Es ist eben doch nicht alles machbar.

Gleichzeitig aber zeigt die Erfahrung etwas anderes: dass Leben auch dann möglich und lebenswert ist, wenn es nicht im Hochglanzformat daherkommt. Davon wissen viele Menschen, oft sind es Ältere, die genau damit leben: dass das Leben ist, wie es ist. Und gut so ist, wie es ist.

Es kann länger dauern, bis jemand so weit kommt zu sagen: „Was Gott tut, das ist wohlgetan" oder „es ist, wie es ist". Samuel Rodigast, der das Lied im 17.Jh. geschrieben hat, wusste auch davon und glaubte so sehr, dass Gottes Wege mit dem Menschen nicht gegen den Menschen gerichtet sind. Und er lädt ein zu vertrauen und zu singen: „Er ist mein Gott, der in der Not mich wohl weiß zu erhalten. Drum lass ich ihn nur walten".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14862
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