SWR2 Wort zum Tag

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In diesen Tagen hören wir viel über die Krise der europäischen Gemeinschaft und über die Tendenz, sich wieder stärker auf die kleinere Einheit, auf die nationale Gemeinschaft zurückzuziehen. Europa ist in Aufruhr und dabei ist nicht einmal gesichert, dass alle nationalen Gemeinschaften zusammenhalten - wie man am Beispiel des Streits zwischen den beiden Volksgruppen in Belgien sieht oder an den Abspaltungstendenzen einzelner Volksgruppen in Spanien oder Großbritannien.

Mich lässt das darüber nachdenken, welche Gemeinschaft mir eigentlich Identität gibt, in welcher Gruppe ich mich geborgen fühle, ja was es denn überhaupt auf sich hat mit diesem Begriff der „Gemeinschaft".

Im vergangenen Jahr feierten wir den 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Diese Versammlung war für die katholische Kirche wegweisend und zukunftsweisend, denn Sie hat versucht, die Lehre und Praxis mit der modernen Gesellschaft und den veränderten Bedingungen zusammenzubringen, in der die Christen leben.

Bei diesem Konzil spielte ein theologischer Ansatz eine wichtige Rolle, den man „Communio-Theologie" nennt. Ins Zentrum der Kirche wurde der Begriff der Communio, der Gemeinschaft gerückt, die Gemeinschaft von uns Menschen mit Gott, aber auch die Gemeinschaft der Menschen untereinander. Dazu gehörte eine neue Sicht auf die anderen Religionen und Kulturen, den Dialog in der Kirche aber auch unter den Konfessionen und Religionen.

Weltweit ist immer häufiger von den „Communities" die Rede: In der chinesischen Community in den USA wird dieses und jenes befürchtet.... Die tunesisch-stämmige Community in Frankreich hat dieses und jenes hervorgebracht.... Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Community Gemeinschaft bedeutet. Und Gemeinschaft hat immer auch das größere Ganze, das Gemeinwohl im Blick und wendet sich gegen das kleine, engstirnige Interesse.
Und so weist die Erinnerung an das Zweite Vatikanische Konzil in die Zukunft, in das Jahr 2013 und auf das, was wir brauchen: Wirkliche Gemeinschaft, damit wir uns wahrhaftig und geschwisterlich begegnen können.

Die ethnischen oder nationalen „Communities" brauchen die „Communio", die Gemeinschaft in Solidarität und auch unsere eigenen Gruppen, Szenen und Vereinigungen brauchen den Sinn für das, was uns verbindet und zusammenhält. Das zweite Vatikanische Konzil und die christliche Botschaft können Leitfäden sein für die Suche nach Gemeinschaft und Gemeinsamkeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14770
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