Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Täglich beten Millionen Menschen für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt. Das ist sicherlich nicht schlecht, aber die kritische Frage lautet: Und, bringt’s was?
Ich glaube die Frage, ob Beten was bringt oder nicht, hängt nicht davon ab, wie viele Menschen beten und um was sie bitten, sondern vielmehr davon wie die Menschen beten.
Ein täglicher und intensiver Beter ist Don Camillo, Pfarrer in einer Stadt in Oberitalien und ewiger Gegenspieler von Peppone, dem kommunistischen Bürgermeister des Ortes. Es ist Wahlkampfzeit, Peppone verfasst Wandzeitungen, da Rechtschreibung nicht seine starke Seite ist, strotzen diese nur so vor Schreibfehlern. Der ganze Ort lacht über ihn. Damit nicht genug, jede Nacht schreibt irgendein Schmierfink über die Wandzeitungen mit dicken roten Buchstaben: „Peppone ist ein Esel“. Dieser Schmierfink ist natürlich Don Camillo.
Jeden Abend betet Don Camillo vor dem großen Kreuz in der Kirche und bespricht seinen Tag mit Jesus. Seine Schmierereien verschweigt er natürlich, aber Jesus kommt ihm auf die Schliche und macht ihm klar, dass es unfair von ihm ist, Peppone - nur weil er die Rechtschreibung nicht beherrscht - vor allen Leuten lächerlich zu machen. Zunächst wehrt er sich natürlich gegen die Vorwürfe Jesu, aber der lässt nicht locker und auf die Dauer erkennt Don Camillo, dass er falsch gehandelt hat. Und am Ende korrigiert er – der katholische Pfarrer des Ortes - die kommunistischen Wandzeitungen, bevor sie auf gehangen werden, damit sich Peppone nicht wegen seiner Rechtschreibfehler blamiert.
Ob beten was bringt, hängt nicht nur davon ab, was ich Gott sage, sondern auch, ob ich mir von Gott was sagen lasse.


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