SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Jenny kommt zu ihren Eltern und will von ihnen 5000 Euro haben. Sie will damit von zu Hause wegziehen und in Berlin leben.
Das war die Ausgangssituation bei einem Spiel mit Konfirmanden. Stellt euch diese Situation vor, habe ich zu den Konfirmanden gesagt. Und dann entscheidet: Gebt ihr Jenny das Geld oder nicht?
Es war richtig erstaunlich. Fast alle verweigerten Jenny das Startkapital. Sie wollten nicht, dass Jenny das Geld bekommt. Sie sagten sich: Wenn sie das Geld bekommt, dann verjubelt sie es doch nur.
Die Konfirmanden ahnten nicht, dass sie gerade eine Geschichte nachgespielt haben, wie sie in ähnlicher Form Jesus erzählt hat: die Geschichte vom verlorenen Sohn. Jesus vergleicht Gott mit einem Vater, dessen Kind auch von zu Hause wegziehen will. Dieses Kind, sein Sohn will auch Geld für ein neues Leben haben. Aber in der Geschichte von Jesus bekommt der Sohn das Geld.
Und dann passiert genau das, was die Konfirmanden richtig vorausgesagt haben: Der Sohn verprasst das Geld, bis er nichts mehr hat.
Die Konfirmanden haben also die Menschen gar nicht schlecht eingeschätzt. Aber was sagt die Geschichte über Gott aus? Ist Gott etwa ein naiver Vater?
Ich glaube nicht, sondern, dass Jesus damit sagen will: Gott und Menschen sind unterschiedlich. Gott lässt seinen Kinder- also uns- die Freiheit. Er lässt uns sogar die Freiheit, Fehler zu machen. Anvertrautes Geld oder Talente zu verprassen. Aber Gott kann auch verzeihen. Warum? Weil die Liebe zum Kind größer ist als der Groll über den falschen Weg.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14680
weiterlesen...