SWR3 Gedanken

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Chava Herschkowitz ist „Miss Holocaust Survivor". Das heißt, sie ist die schönste Überlebende des Holocaust. Diesen Wettbewerb hat es wirklich gegeben. Ausgeschrieben von einem Verein in Israel, der sich für Überlebende des Holocaust einsetzt. Der Verein finanziert unter anderem ein Pflegeheim, in dem diese Menschen günstig wohnen können. Und hier fand auch die Wahl zur Miss Holocaust statt.

Als ich den Bericht über die Wahl gelesen habe, ist mir ganz anders geworden. Ist das nicht absolut daneben? Und wird da nicht das Leid unzähliger unschuldiger Menschen auf die leichte Schulter genommen oder gar für PR-Zwecke benutzt? Dann habe ich aber die Lebens- und Leidensgeschichte der Siegerin gelesen, und ich hab verstanden: Chava Herschkowitz hat aufgrund dieser Wahl gelernt ihre schlimmen Erfahrungen überhaupt zuzulassen und dann über sie zu reden. Lange Zeit war das unmöglich. Es war zu schrecklich, was sie erlebt hat. Es fällt ihr immer noch schwer, aber sie sagt: „Es ist wichtig für mich darüber zu sprechen. Die Wahl zur Miss Holocaust hat mir ganz neu gezeigt, dass das Leben lebenswert ist - auch mit diesen dramatischen Erfahrungen." Die Wahl zur Miss Holocaust war ein rauschendes Fest. Alle haben gefeiert, getanzt, gelacht und erzählt. Und das sei so wichtig, sagt die Gewinnerin.

Heute ist der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Vor 68 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit. Chava Herschkowitz und ihr Ehemann haben Auschwitz überlebt. Viele andere sind gestorben.
Es ist wichtig für mich, an diesem Tag an alle zu denken, die unter diesem Wahnsinn zu leiden hatten. An diejenigen, die heute noch leben und an alle, die nicht überlebt haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14621
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